Äthiopischer Obelisk Heimkehr mit Hindernissen

Ein 24 Meter hoher Obelisk - Nationalsymbol in Äthiopien - stand 66 Jahre in Rom. Nun soll der Obelisk heimkehren. Monsun, Geldnot und Mangel an geeigneten Transportmitteln verzögern die Rückkehr.

Über 2000 Jahre ist er alt, der mächtige Obelisk von Axum. In seiner bewegten Geschichte hat das 200 Tonnen schwere Monument schon einiges mitgemacht. Aber dass es monatelang in einer römischen Polizeikaserne vor sich hinstauben würde, damit hatte wohl niemand gerechnet. Seit die italienische Regierung im Herbst vergangenen Jahres beschlossen hatte, den Obelisken seinem Heimatland Äthiopien zurückzugeben, wurde er in kürzester Zeit von seinem Standort am Zirkus Maximus abgebaut, mit Hilfe eines gigantischen Krans in drei Teile zerlegt und in eine Spezialhülle aus Karbonfasern gehüllt. Damit wäre die Granitsäule eigentlich fertig zum Transport nach Afrika gewesen. Stattdessen liegt sie weiterhin in einem Innenhof an der römischen Peripherie - bürokratische und transporttechnische Probleme verhindern die Heimkehr des berühmten Monuments.

Die Gründe für die Verzögerung sind vielschichtig: Zum einen mangelt es an Geld. Aus den ursprünglich für den Transport veranschlagten 1,5 Millionen Euro wurden bei genaueren Berechnungen rund 10 Millionen Euro. Und die muss das italienische Finanzministerium erst einmal aufbringen.

Geeignete Transport-Flugzeuge sind im Irak im Einsatz

Zum anderen gibt es enorme logistische Probleme, denn es findet sich kein Flugzeug, das in der Lage ist, die zwischen 48 und 87 Tonnen schweren Granitblöcke in die Luft zu heben. "Das einzig geeignete Flugzeug ist die von den Amerikanern benutzte Galaxy, aber die Maschinen diesen Typs sind alle im Irak im Einsatz", sagt Manuel Iacoangeli, der die diffizile Angelegenheit im Auftrag des italienischen Außenministeriums regeln soll. Der Seeweg ist unterdessen auch ausgeschlossen, "denn die einzigen möglichen Anlaufhäfen können wegen der Feindseligkeiten zwischen Äthiopien und Eritrea nicht angefahren werden", sagt der Experte.

Weiteres Hindernis ist der Flughafen von Axum selbst: "In Äthiopien ist momentan Monsun-Zeit. Wir müssen warten, bis der Regen aufhört, denn unter diesen klimatischen Bedingungen kann der dortige Airport nicht angeflogen werden", sagt Giuseppe Proietti vom Kulturministerium.

Mussolini holte das äthiopische Nationalsymbol nach Rom

Der 24 Meter hohe Obelisk war 1937 im Auftrag des italienischen Diktators Benito Mussolini von der Stadt Axum mit einem Schiff zunächst nach Neapel und dann nach Rom transportiert worden. Damals hatten die Italiener Äthiopien besetzt. Obwohl die Regierung in Addis Abeba die mit Hieroglyphen bedeckte Säule als Nationalsymbol betrachtet, zierte sie 66 Jahre lang einen Platz im Zentrum Roms - genau zwischen den berühmten Caracalla-Thermen und dem Gebäude, in dem heute die UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) ihren Sitz hat. Bereits 1947 hatte Italien erstmals versprochen, den Obelisken nach Afrika zurückzubringen - jedoch wurde dieses Versprechen bis jetzt nicht eingehalten.

Jetzt fehlt nur noch Geld

Als der Obelisk dann 2002 auch noch von einem Blitz getroffen wurde, der seine Spitze beschädigte, war das Maß für Äthiopien voll - und die italienische Regierung gab schnellstens grünes Licht für Abbau und Rücktransport der Säule. Zwar wurde mittlerweile ein anderes Flugzeug vom Typ Antonov 124 aufgetan, das den Transport der drei Mega-Blöcke übernehmen könnte. Und wenn im September die Regenzeit in Äthiopien aufhört, stünde der Heimkehr des Obelisken eigentlich nichts mehr im Wege. Zumindest theoretisch. Jedoch fehlt weiterhin das Geld für die große Reise. Und Kritiker fragen sich, warum die herrliche Säule bis zur Lösung der vielen Probleme eigentlich nicht aufrecht an ihrem Platz belassen wurde.

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Carola Frentzen/DPA

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