In Gießen ist zum ersten Mal in Deutschland genmanipulierte Gerste außerhalb eines Labors gesät worden. Wissenschaftler der Universität Gießen wollen herausfinden, ob die gentechnisch veränderten Pflanzen schädliche Auswirkungen auf nützliche Bodenpilze haben. Das Projekt des Instituts für Phytopathologie und Angewandte Zoologie wird vom Bundesforschungsministerium gefördert.
In etwa drei Monaten wird die Gerste geerntet, dann sollen auch die ersten Untersuchungsergebnisse vorliegen. Am Sonntag protestierten Gegner gegen das Gießener Projekt und die geplante Aussaat von genmanipuliertem Mais auf einer hessischen Staatsdomäne nordöstlich von Frankfurt.
Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit in Bonn hatte den Antrag der Universität Gießen für die Aussaat von etwa 5000 genmanipulierten Pflanzen genehmigt. Bis 2008 könnten dort nun jährlich genmanipulierte Pflanzen ausgebracht werden. Bei Einhaltung der Sicherheitsbestimmungen seien keine schädlichen Einflüsse auf Menschen, Tiere und die Umwelt zu erwarten. Es seien 75 Proteste gegen die Aussaat eingegangen, diese Einwände seien überprüft worden.
Proteste gegen die Aussaat
Der ASta der Gießener Universität sprach sich gegen den Anbau aus. "Zwar ist das Risiko des Pollenfluges nahezu ausgeschlossen. Trotzdem haben wir große Bedenken und lehnen diese Versuche entschieden ab", teilte die Studentenvertretung mit. Gegen den Einsatz der Gentechnik bei Pflanzen spreche zum Beispiel, dass andere Arten dieser Gattung ausgerottet würden. Weiterhin seien nach dem Anbau von genverändertem Mais Schädlinge mutiert und Nützlinge vernichtet worden.
Mit einem Protestmarsch demonstrierten etwa 170 Menschen gegen die geplante Aussaat von gentechnisch verändertem Mais. Die Kritiker befürchten, dass sich die Samen der Pflanzen unkontrolliert ausbreiten und andere Felder verunreinigen.
"Wir sind grundsätzlich gegen den Einsatz von Gentechnik in der Landwirtschaft, weil die ökologischen Auswirkungen nicht ausreichend untersucht und auch mögliche Risiken für die Verbraucher nicht endgültig geklärt sind", sagt der Geschäftsführer des hessischen Bundes für Umwelt und Naturschutz, Michael Rothkegel. Der Protest richtete sich laut Rothkegel auch gegen die Forschungen in Gießen.