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Klimawandel Zwei Grad sind ein halbes zu viel - warum 2018 ein Klima-Sonderbericht erscheint

Ein Eisbär steht auf einer Eisscholle
Anfang kommender Woche veröffentlicht der UN-Klimarat IPCC einen Sonderbericht
© SeppFriedhuber / Getty Images
Im südkoreanischen Incheon beraten Forscher und Delegierte über den nächsten UN-Klimarat-Bericht zum Treibhauseffekt. Schon bei einer Erderwärmung von 1,5 Grad wären die Folgen gravierend, warnt der Weltklimarat.

Warum erscheint 2018 ein Klima-Sonderbericht?

Im Pariser Klimavertrag von 2015 einigten sich die Unterzeichner auf das Ziel, die Erderwärmung auf weniger als zwei, besser sogar unter 1,5 Grad zu begrenzen. Von der Wissenschaft wollten sie wissen, wie das zu erreichen ist und baten den UN-Klimarat IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) um einen "Special Report" zum 1,5-Grad-Szenario. Am 8. Oktober wird das Werk auf der IPCC-Tagung im südkoreanischen Incheon vorgestellt.

Was steht drin?

Der Bericht sollte vertraulich sein, es kursieren aber vorab schon Dokumente, einige Klimaforscher und Insider haben Statements abgegeben. Die schlechten Nachrichten: Ohne zusätzliche Anstrengungen ist nicht einmal eine Begrenzung der globalen Erwärmung auf unter zwei Grad zu schaffen. Und das 2015 gefeierte Abkommen von Paris mit eben diesem Ziel reicht noch nicht einmal: Würde sich die Erde um zwei Grad erwärmen, stiege der Meeresspiegel nämlich deutlich höher als bei 1,5 Grad, das Risiko für Extremwetter oder Überflutung wäre ebenfalls größer. Ein wenig Hoffnung bleibt: Selbst 1,5 Grad wären noch zu schaffen, wenn beim Klimaschutz ab sofort sehr konsequent gehandelt würde.

Wie entsteht ein IPCC-Bericht?
Klimawandelskeptiker stellen "die Wissenschaft" oft als zerstritten dar. Tatsächlich ist der IPCC-Bericht ein Modell dafür, wie aus vielen Einzelstudien verlässliches Wissen entsteht: Für den aktuellen Report arbeiteten Hunderte Experten ehrenamtlich zusammen. Die einen schrieben den Stand der Forschung auf, andere begutachteten die Entwürfe. Tausende Änderungen wurden diskutiert. Seit 1. Oktober beraten IPCC-Experten nun über den 200-seitigen Endbericht.
Wie politisch ist der Report? 
Der Bericht ist die Handlungsgrundlage für die Politiker, die im Dezember 2018 zum Weltklimagipfel ins polnische Katovice reisen. Das politische Gezerre dürfte aber schon in Südkorea beginnen: Eine kurze "Zusammenfassung für Politische Entscheidungsträger" muss gegen Ende der IPCC-Tagung Zeile für Zeile unter Wissenschaftlern und Regierungsvertretern abgestimmt werden – ein nervenaufreibender Prozess, bei dem umstrittene Formulierungen oft noch auf der Zielgeraden gestrichen werden.
Welche Punkte sind strittig?
Alles dreht sich darum, wie das 1,5-Grad-Ziel nun konkret zu erreichen ist. Wie viel Wald soll aufgeforstet werden, welche Mengen Treibhausgase dürfen noch in die Luft geblasen werden? Erst vor wenigen Monaten hoben die IPCC-Wissenschaftler aufgrund neuer Daten das noch ausschöpfbare Kohlendioxid-"Budget" deutlich angehoben: von 580 auf 750 Milliarden Tonnen CO2 . Ob allerdings auch diese höhere Grenze jemals eingehalten wird, sollten die USA den Paris-Vertrag aufkündigen, steht in den Sternen.

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