Kalenderfunktion Streit in die Himmelsscheibe von Nebra

Welche Funktion hatte die Himmelsscheibe von Nebra? Über diese Frage streiten sich Astronomen. Die älteste konkrete Himmelsabbildung der Welt könnte ein Kalender gewesen sein.

Die 3600 Jahre alte Himmelsscheibe von Nebra sorgt für Kontroversen unter Wissenschaftlern. Es geht um die Frage, welche Funktion die älteste konkrete Himmelsabbildung der Welt hat. Nach Auffassung des Astronomen Wolfhard Schlosser von der Ruhr-Universität Bochum finden sich auf der Himmelsscheibe eindeutige astronomische Symbole, die auf eine Kalenderfunktion deuten. "Sie ist kein astronomischer Kalender", sagt hingegen der Direktor des Museums für Vor- und Frühgeschichte in Berlin, Wilfried Menghin.

War vielmehr der Goldhut ein Kalender?

Die Bronzescheibe mit goldenen Symbolen von Sonne, Mond und Sternen und dem Siebengestirn der Plejaden war 1999 bei Nebra (Burgenlandkreis) von zwei Raubgräbern entdeckt worden. Die Polizei und Sachsen-Anhalts Landesarchäologe Harald Meller haben den Schatz im Februar 2002 bei einer fingierten Verkaufsaktion in einem Hotel in Basel (Schweiz) gesichert.

Menghin hält nicht die Himmelsscheibe, sondern einen in den 1990er Jahren von seinem Museum erworbenen 3000 Jahre alten Goldhut für ein System zur Berechnung für bronzezeitliche Kalender. Das Museum hatte den 74,5 Zentimeter hohen Schatz aus purem hauchdünnem Goldblech 1996 für umgerechnet rund 750.000 Euro Steuergelder aus unbekanntem Schweizer Privatbesitz erworben. Die Himmelsscheibe und der Goldhut gelten als zwei der wenige Funde mit konkreten Symbolen aus der bilderarmen Bronzezeit.

Nach Auffassung des Bochumer Astronomen Schlosser sind die Zeichen auf dem Goldhut lediglich Verzierungen ohne erkennbaren Sinn. Das habe nichts mit einem Kalender zu tun, der sich jedem Benutzer einfach erschließen müsse.

Sonnenwende bestimmen

Bislang unumstritten ist, dass die rund zwei Kilogramm schwere, fast kreisrunde Himmelsscheibe mit einem Durchmesser von 31 bis 32 Zentimetern als Instrument zur Bestimmung der Sommer- und Wintersonnenwende diente. Der Streit um die Kalender-Funktion soll auf der Fachtagung "Astronomische Orientierung und Kalender in der Vorgeschichte" am Donnerstag und Freitag in dem Berliner Museum geklärt werden.

DPA
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