Schon in dreißig Jahren könnte sich die Eisbedeckung der Arktis im Sommer nahezu komplett zurückgezogen haben. Das befürchten amerikanische Forscher um James Overland von der National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) in Seattle. Ein Zusammenspiel von natürlichen Klimaschwankungen und durch Treibhausgase erhöhten Temperaturen sei die Hauptursache für den schnellen Wandel der Arktis, schreiben die Forscher im Fachmagazin "Geophysical Research Letters".
In ihren Berechnungen berücksichtigten die Forscher den extremen Schwund an Meereis im September 2008 und September 2007. Mit diesen Daten fütterten sie sechs unterschiedliche Klimamodelle. Drei dieser Computermodelle sollen insbesondere die komplexen physikalischen Wechselwirkungen von Meereis mit seiner Umgebung detailgenau wiedergeben. Die Ergebnisse der Berechnungen: Bereits im Jahr 2037 könnte die Arktis im Sommer nahezu eisfrei sein. "Die Arktis ändert sich damit schneller als angenommen", sagt Overland.
Das Sommereis soll den Angaben zufolge von derzeit 4,6 Millionen Quadratkilometern Fläche auf eine Million Quadratkilometer schwinden - immer bezogen auf den September eines Jahres. Nördlich von Kanada und Grönland würde es in Teilen noch verbleiben, während die Meereisbedeckung überwiegend zwischen Alaska und Russland abnimmt.
Forscher bezeichnen die Arktis oft als Gefrierschrank der Erde: Die eisbedeckte Region kühlt den Planeten, da sie die Sonnenstrahlen in den Weltraum zurückwirft. Zieht sich das Meereis zurück, absorbiert das offene Wasser die Wärmestrahlung. Das erwärmt Nordpolarmeer und Luftschichten und könnte den Klimawandel noch weiter anheizen.