Warum nicht Medikamente günstig und bequem im Netz bestellen, statt sie zum regulären Preis in der Apotheke um die Ecke kaufen? Online-Handel mit Medikamenten ist immer noch umstritten.
Obwohl fast 90 Prozent der deutschen Internet-Nutzer den Verkauf von Medikamenten im WorldWideWeb befürworten, orderte bisher nur jeder zehnte seine Arzneien im Netz. Gründe hierfür liegen vor allem in der meist fehlenden fachlichen Beratung der Online-Apotheken und der mangelnden Informationen über die Präparate.
Die Zurückhaltung beim Online-Handel ist aber sicherlich auch durch die rechtliche Grauzone bedingt, in der sich der Vertrieb von Medikamenten über das Internet nach wie vor bewegt. Insbesondere in den letzten Monaten hat der Handel mit Medikamenten im Netz einen - teils zu Unrecht - unseriösen Ruf bekommen. Viele sind verunsichert und fragen sich: Ist es nun eigentlich legal Arzneimittel im Internet zu bestellen?
Eine definitive Antwort steht noch aus. Mittlerweile steht fest, dass in Deutschland sowie auch in zahlreichen anderen europäischen Ländern Werbung für und Versand und Abgabe von Arzneimitteln im Netz verboten ist. Dennoch versuchen die Web-Apotheken vorhandene Lücken in der europäischen Gesetzgebung zu nutzen. Beispielsweise in England und den Niederlanden ist der Versand von Präparaten erlaubt.
Trotz Verbot: DocMorris handelt weiter
Bekanntester und zugleich umstrittenster Anbieter unter den Web-Apotheken ist das niederländische Unternehmen DocMorris, das in der letzten Zeit durch zahlreiche Gerichtsprozesse für Schlagzeilen sorgte. Hier können User gegen Vorlage des Originalrezeptes im Gegensatz zu deutschen Online-Apotheken wie beispielsweise Gefion, auch verschreibungspflichtige Medikamente online bestellen. DocMorris machte von sich reden, als dem Unternehmen in mehreren Gerichtsverfahren schließlich durch ein Urteil des Frankfurter Landgerichtes der Versandhandels von Medikamenten nach Deutschland verboten wurde.
DocMorris selbst äußert sich auf seiner Homepage zu dem Urteil widersprüchlich: Nach Verständnis der Niederländer ist der Versandhandel mit apothekenpflichtigen Arzneimitteln aus ihrer niederländischen Apotheke auch in Deutschland gestattet. Lediglich die Werbung für Arzneimittel und der Versandhandel seien verboten und beträfe nur die Homepage und eventuell die Hotline, aber man wolle dementsprechend Veränderungen Vornehmen, »damit diese zeitgemäße Kommunikation über Internet und Telefon auch in den Augen deutscher Richter keine Werbung mehr darstellt«.
Sei es wie es sei: Im Test konnten weiterhin ohne Probleme rezeptpflichtige Pharmaka nach Deutschland online auf der DocMorris-Homepage bestellt werden. Bedingung für den Versand der Präparate war lediglich die Vorlage des Rezeptes, das per Post eingeschickt werden konnte. Gezahlt werden sollte per Scheck. Den Versand der Präparate übernahm ein von DocMorris empfohlenes Unternehmen.
Viagra online - im Lande der unbegrenzten Möglichkeiten möglich
Sicherlich gibt es auch schwarze Schafe unter den Online-Apotheken, die verschreibungspflichtige Medikamente ohne Vorlage von Rezepten vertreiben und sich der Justiz entziehen, indem sie ihren Geschäftssitz ins nichteuropäische Ausland verlagern. Hauptsächlich handelt es sich hierbei um den Vertrieb von sogenannten Lifestyle-Produkten, wie Viagra oder Xenical. Einer dieser fragwürdigen Dienste ist Onlinepills. Schon ein paar Klicks und der kleine blaue Männertraum flattert auf dem Postweg direkt ins Haus.
In Deutschland wird es noch viele Diskussionen geben, bis sich seriöse Web-Apotheken etablieren. Die Vorteile von Online-Apotheken liegen auf der Hand: Verfügbarkeit rund um die Uhr, bequemer Versand der Präparate nach Hause, Erleichterung der Beratungsfunktion durch fundierte Informationen im Netz und Anonymität bei Fragen zu Erkrankungen. Im Hinblick auf die enormen Kosteneinsparungen, die sich den Krankenkassen durch Online-Apotheken bieten, gibt es nun erste politische Überlegungen, den Internet-Handel doch zu gestatten.
Die Apotheke der Schweizer MediService AG hat es geschafft: Die zugelassene Netz-Apotheke von hohem Qualitätsstandard konnte sich auf dem Markt bereits etablieren.
Tanja Ott