Menschen im Internet begeistern sich für niedliche Tiere. Klar, dass sich da besonders viele für Otter begeistern. Schließlich halten sie Händchen, damit sie sich nicht verlieren. Doch Seeotter sind nicht nur niedlich, sie sind auch nützlich.
Jetzt sollen sie für nichts Geringeres herhalten, als die Rettung der US-Westküste. Das Center for Biological Diversity fordert die Wiederansiedlung von Seeottern zwischen der San Francisco Bay in Kalifornien und der Küste im US-Staat Oregon. Die gemeinnützige Naturschutzgruppe hat beim U.S. Fish and Wildlife Service eine entsprechende Petition eingereicht.
Die Wiederansiedlung des Seeotters an der gesamten Westküste wäre eine beispiellose Erfolgsgeschichte für den Naturschutz, wird Kristin Carden, leitende Wissenschaftlerin des Zentrums, in einer Mitteilung zitiert. Nicht nur die Seeotter würden gedeihen, sie würden auch dazu beitragen, lebenswichtige Tangwälder und Seegras-Ökosysteme wiederherzustellen. Eine größere Population würde es auch wahrscheinlicher machen, dass die Art eine Ölpest oder andere Katastrophen überstehen würde, heißt es in der Mitteilung weiter.
Seeotter fressen Seeigel – das hilft dem Ökosystem
Das Center for Biological Diversity verweist auf eine Machbarkeitsstudie des U.S. Fish and Wildlife Service, in der die Fisch- und Wildtierbehörde zum Schluss kommt, dass eine Wiederansiedlung von Seeottern entlang von Teilen der US-Westküste möglich sei. Es wird jedoch keine Empfehlung abgegeben, ob eine solche Wiederansiedlung auch stattfinden sollte.
Für die Naturschützer ist die Antwort mit Verweis auf die Bedeutung der Tiere auf das Ökosystem ein klares Ja. Die hat vor allem mit der Ernährung der Seeotter zu tun. Die Meeressäuger fressen sehr gerne Seeigel und halten dadurch die Seeigelpopulation in Schach. Davon profitieren die Tangwälder. Wie der "Guardian" berichtet, sind in Nordkalifornien 95 Prozent dieser Tangwälder aufgrund von Seeigelbänken verschwunden. Und damit der Lebensraum von Fischen, Wirbellosen und Vögeln.
Seeotter könnten hier ein Gleichgewicht wiederherstellen. Wie der "National Geographic" schreibt, gelten die Tiere deshalb als Schlüsselspezies und als Ökosystemingenieure. "Überall dort, wo es Otter gibt, finden wir eine besonders gesunde Vegetation vor", wird Meeresökologe Brent Hughes von der Sonoma State University in Kalifornien zitiert. Seeotter hätten in ihrem Ökosystem eine äußerst wichtige Funktion, die sich bereits innerhalb von wenigen Jahrzehnten nach ihrer Wiedereinführung in entsprechende Gebiete gezeigt habe. Beispiele dieser Art gibt es. Die jetzt geforderte Wiederansiedelung wäre nicht die erste ihrer Art.
Seeotter wurden für den Pelzhandel gejagt
Dabei waren die Tiere an der Westküste einst weitläufig anzufinden. Der bedrohte Südliche Seeotter bewohne heute nur noch 13 Prozent seines historischen Verbreitungsgebiets, heißt es in der Mitteilung des Center for Biological Diversity. Der Mensch hatte es lange Zeit auf das Fell der Meeressäuger abgesehen. Seit der Mitte des 18. Jahrhunderts wurden Seeotter für den Pelzhandel gejagt. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren sie fast ausgestorben. Heute sind die Tiere durch Ölverschmutzungen, geringe genetische Vielfalt, Krankheiten, Haibisse und durch den Klimawandel bedroht.
Quellen: U.S. Fish and Wildlife Service, Guardian, Alpha Wissen, Center for Biological Diversity, National Geographic