Der frühere Serben-Führer Radovan Karadzic will den Auftakt des Kriegsverbrecherprozesses gegen ihn boykottieren. Er werde am Montag nicht vor Gericht erscheinen, weil er nicht genug Zeit zur Vorbereitung gehabt habe, schrieb der frühere Anführer der bosnischen Serben am Donnerstag dem Gericht. Karadzic werden Völkermord, Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit während des Bosnien-Kriegs von 1992 bis 1995 zur Last gelegt. Der Angeklagte war im vergangenen Jahr nach elfjähriger Flucht verhaftet worden, während der er als Heilpraktiker unter falschem Namen in Serbien lebte.
In der vergangenen Woche war Karadzic mit einem Antrag gescheitert, den Prozess vor dem Internationalen Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien in Den Haag um zehn Monate hinauszuzögern. Der Chefankläger des UN-Tribunals, Serge Brammertz, erklärte, der Angeklagte habe mit 15 Monaten ausreichend Zeit gehabt, seine Verteidigung vorzubereiten.
Karadzic hatte alle gegen Vorwürfe abgestritten. Im Mittelpunkt stehen das Massaker von Srebrenica, bei dem 1995 rund 8000 Muslime getötet wurden, und die 43-monatige Belagerung der bosnischen Hauptstadt Sarajewo.