Seit Längerem spekulieren Geheimdienste und Experten über ein mögliches nordkoreanisches Biowaffen-Programm. Die Hinweise aus dem abgeriegelten kommunistischen Land sind spärlich aber regelmäßig. Nun wurde im Blut eines geflohenen nordkoreanischen Soldaten Anthrax-Antikörper gefunden, wie die "Nachrichtenagentur United Press International" (UPI) unter Berufung auf südkoreanische Behörden berichtet.
Die Angst vor einem Angriff durch biologische Waffen steigt. Besonders in Südkorea. Die dortige Regierung wertet den Befund als weiteren Beweis für ein Biowaffen-Programm Pjöngjangs. Denn entweder sei der Soldat gegen Anthrax geimpft oder dem Erreger anderweitig ausgesetzt gewesen. Er habe auf jeden Fall eine Immunität gegen die tödliche Bakterienkrankheit entwickelt, wie das Verteidigungsministerium in Seoul mitteilte. Südkorea ist besorgt, denn noch besitzt das Land selbst keinen Impfstoff gegen die tödliche Krankheit. Eine Sprecherin des südkoreanischen Verteidigungsministerium sagte der Nachrichtenagentur "UPI", ein Impfstoff werde frühestens Ende 2019 erwartet.
USA lässt seine Soldaten gegen Anthrax impfen
Milzbrand, wie die bakterielle Krankheit auch genannt wird, eignet sich als biologische Waffe. Sie kann Haut, Lunge und Darm befallen. Einmal infiziert führt Anthrax unbehandelt innerhalb von einer Woche meist zum Tod.
Beim US-Militär ist daher schon seit Längerem für jegliches uniformiertes Personal sowie US-amerikanische Zivilangestellte eine Anthrax-Impfung ab einem Aufenthalt von 15 Tagen auf der koreanischen Halbinsel Pflicht, wie es in einer Informationsbroschüre der US-Streitkräfte heißt.
Nordkorea dementiert
Gerüchte darüber, dass das kommunistische Regime von Kim Jong Un biologische Waffen entwickelt, gibt es schon länger. Bereits 2015 veröffentlichte Nordkorea Forschungsarbeiten zu dem Thema. Vor einer Woche erst berichtete die japanische Tageszeitung "Asahi Shimbun" unter Berufung auf südkoreanische Geheimdienstquellen, dass Pjöngjang damit begonnen habe, Interkontinentalraketen mit Anthrax-Erregern zu bestücken. Ziel der Aktion sei es, die Widerstandsfähigkeit des Erregers zu testen. Denn beim Wiedereintritt der Raketen in die Erdatmosphäre entstünden Temperaturen über 7000 Grad.
Pjöngjang dementierte umgehend die Entwicklung biologischer Waffen, weist auf seine Mitgliedschaft der Biowaffenkonvention hin und bestreitet, derlei Waffen herzustellen, zu lagern und überhaupt zu besitzen, wie die staatliche Zentrale Koreanische Nachrichtenagentur (KCNA) mitteilte. Vielmehr würden etwaige Einrichtungen Pestizide für die Landwirtschaft herstellen.
Die Anschuldigungen seien haltlos, so die KCNA und warnt: "Je mehr die USA an ihrer erdrückenden Anti-Nordkorea Strategie festhält, desto größer wird die Entschlossenheit, mit der sich die Menschen und unser gesamtes militärisches Personal rächen wird."