Großbritannien Neuer Wirbel um Boris Johnson: Briten-Premier nahm Privatjet für Kurzstrecke

  • von Annika Redmer
Boris Johnson vor dem Abflug: Ein Kurzstrecken-Flug empört Umweltschützer und Opposition.
Boris Johnson vor dem Abflug: Ein Kurzstrecken-Flug empört Umweltschützer und Opposition.
© Picture Alliance
Großbritanniens Premierminister Boris Johnson ist am Donnerstag von London ins nord-westliche Blackpool gereist: Anstelle den dreistündigen Zug zu nehmen, soll Johnson laut LBC mit seinem Privatjet an den bekannten englischen Badeort geflogen sein. Umweltschützer sind von dieser Entscheidung schockiert.

Die britische Radiostation LBC hat die neueste Reise von Premierminister Boris Johnson ganz genau unter die Lupe genommen. Demnach soll Johnson am Donnerstagmorgen von London Stansted aus mit einem Charterflugzeug der Regierung nach Warton in der Nähe von Blackpool geflogen sein. Am selben Abend sollte der Premier wieder zurück nach London fliegen.

Boris Johnsons Reise: Zug wäre klimafreundlicher gewesen

Obwohl das Flugzeug auf den ersten Blick als schnellste Möglichkeit zum Reisen angesehen wird, sind insbesondere Inland-Flüge meist nicht wesentlich schneller als eine Fahrt mit der Bahn. So auch im Fall Boris Johnson: Der Flug dauert zwar nur 40 Minuten, jedoch muss der Premier erstmal zum Flughafen kommen und in Warton angekommen weiter nach Blackpool. LBC hat ausgerechnet, dass Johnson und sein Team somit insgesamt 2 Stunden und 30 Minuten gebraucht hätten.

Mit dem Zug hingegen hätte die Reise nach Blackpool nur 50 Minuten länger gedauert und somit nicht wesentlich länger als mit dem Privatflieger. Der Bahnhof ist nämlich nur 17 Minuten mit dem Auto von der Downing Street entfernt, während der Flughafen Stansted eineinhalb Stunden Fahrt bedeutet.

Labour Party: Privatjet-Flug ist "Steuerverschwendung"

Umweltschützer sagten LBC gegenüber, dass sie von der Entscheidung geschockt seien. Paul Tuohy, der sich mit der Kampagne "For Better Transport" für besseren und nachhaltigen Verkehr einsetzt, erklärt: "Nach Blackpool zu fliegen, sendet eine völlig falsche Botschaft darüber aus, welche Art von Transportzukunft wir wollen. Das ist schockierend von einem Premierminister, der über die Bekämpfung des Klimawandels spricht."

Die oppositionelle Labour Party warf Boris Johnson vor, das Geld der Steuerzahler zu verschwenden: Die stellvertretende Vorsitzende der Partei, Angela Rayner, sagte gegenüber LBC: "Boris Johnson und seine Regierung demonstrieren immer wieder, wie wenig Respekt sie vor unserem Geld haben." Die Regierung rund um Johnson war zuvor mit Fragen zum Einsatz von Privat-Jets konfrontiert worden, insbesondere weil sie sich verpflichtet hat, dass in Großbritannien bis 2050 keine klimaschädlichen Emissionen mehr entstehen sollen.

Quelle: LBC