Trotz Lockdown Eskalation in Johnsons Party-Skandal: In Downing Street 10 knallten jeden Freitag die Korken

Boris Johnson
Boris Johnson will von den Partys nicht gewusst haben
© Kirsty O'connor/PA Wire / DPA
Der Skandal um verbotene Partys in Boris Johnsons Regierungssitz ist wieder um eine Wendung reicher. Das Feiern trotz Lockdowns war offenbar keine Ausnahme - sondern wöchentliche Routine.

Einfach mal "Dampf ablassen" - das war das erklärte Ziel von Partys in der britischen Regierungszentrale in der Downing Street 10 in London. Zum Problem wird das für Premierminister Boris Johnson, weil die Partys offenbar trotz Lockdowns jede Woche stattfanden - und er sie mit dem obigen Satz auch noch ermutigt hatte.

Das will der britische "Mirror" von Insidern erfahren haben. Demnach stand in den digitalen Kalendern von etwa 50 Angestellten des Regierungssitzes "Wine-time Fridays" als fester Termin - jeden Freitag zwischen 16 und 19 Uhr. Wie feuchtfröhlich es dabei zuging, zeigt ein weiteres Detail. Demnach wechselten sich die Mitarbeiter ab, wer im nahegelegenen Supermarkt wöchentlich die Alkoholvorräte auffüllen musste - und füllten dabei jedes Mal einen ganzen Koffer. Im Dezember 2020 sei extra ein Kühlschrank geliefert worden, um die zahlreichen Sekt- und Weinflaschen kalt zu halten. In britischen Medien gibt es sogar Fotos davon.

Trinken ohne Regeln

Was in normalen Zeiten wohl kaum für Aufregung gesorgt hätte, wird für Johnsons Regierung gerade zum gewaltigen Skandal. Denn: Die Partys fanden auch statt, während in Großbritannien strengste Kontaktbeschränkungen galten. Als der Kühlschrank durch eine Hintertür der Downing Street geliefert wurde, waren die Briten angehalten, sich höchstens mit einer Person aus einem anderen Haushalt zu treffen. Und auch dann nur aus triftigen Arbeitsgründen.

Die Wein-Zeit hat in der Downing Street lange Tradition, berichtet die "Times". Demnach tranken die Beteiligten oft bis tief in die Nacht, schliefen ihren Rausch dann auf Sofas im Büro aus. Bedienstete hätten regelmäßig morgens zahlreiche Flaschen und Gläser aus den Büroräumen entfernen müssen.

Was wusste Boris Johnson?

Für Johnson kommt die Enthüllung zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt. Die Regierung hatte sich erst am Donnerstag bei Königin Elizabeth entschuldigen müssen, nachdem bekannt geworden war, dass auch am Abend vor der Beerdigung ihres Ehemanns Prinz Philip im letzten April zwei Partys im Regierungssitz stattgefunden hatten. Die Königin war wegen der strengen Corona-Vorschriften gezwungen gewesen, die Beerdigung ganz alleine zu überstehen.

Johnson hatte bislang behauptet, nicht von den Partys gewusst zu haben. Die neuen Enthüllungen lassen diese Position auf zunehmend wackeligen Füssen stehen. "Boris kam immer wieder mal für einen kurzes Gespräch vorbei, während getrunken wurde. Es lag auf dem Weg zu seiner Wohnung und die Tür war gewöhnlich offen. Er wusste davon und ermutigte es", berichtet etwa ein Mitarbeiter dem "Mirror". "Er konnte genau sehen, dass alle tranken", pflichtete ein anderer bei. "Manchmal kam er dazu und sagte ‘Hallo zusammen, hattet ihr eine harte Woche? Last ein bisschen Dampf ab? Großartig.'"

Ist die Party bald vorbei?

Für die eigene Partei wird das zum Problem. Es sei immer schwerer, hinter der eigenen Führung zu stehen, gaben selbst Kabinetsmitglieder Johnsons gegenüber der "Daily Mail" zu. "Wenn noch mehr Partys herauskommen und eine Lokalwahl verloren wird, wird die Partei aufbäumen" ist einer von ihnen überzeugt. 

Bei der Wählerschaft ist das längst der Fall. Einer aktuellen Umfrage zufolge, glauben 70 Prozent der Bürger Johnson nicht, dass er nicht von den Partys gewusst haben will. Einer Umfrage zufolge fordern 63 Prozent der Befragten seinen Rücktritt. Die aktuellen Enthüllungen waren da noch nicht bekannt.

Quellen: Times, Mirror, Daily Mail

mma