Die Drohung des französischen Staatspräsidenten, notfalls mit Atomwaffen gegen Terrorstaaten vorzugehen, hat ein zwiespältiges Echo hervorgerufen. Die französischen Grünen bezeichneten Jaques Chiracs Strategie als "völlig falsch". Der frühere sozialistische Premierminister Laurent Fabius zeigte sich verständnisvoll. Die US-Regierung wollte keinen Kommentar abgeben. Bislang waren die USA der einzige Staat, der jemals Atombomben einsetzte - nämlich im zweiten Weltkrieg gegen Japan.
"Mit dem Rücken zur Wand"
Die außenpolitische Wirkung von Chiracs Drohung lässt sich kaum überschätzen. Stefani Weiss, Sicherheitsexpertin der Bertelsmann Stiftung, sagte, Chirac habe über die Drohung ein Angebot formuliert, Frankreichs Atomwaffen in den Dienst Europas zu stellen. Das verschaffe Frankreich größeren Einfluss innerhalb der Staatengemeinschaft. Das Schweigen der US-Regierung interpretieren Experten als Verstimmung, da es nicht ihrem Interesse Washingtons liege, wenn sich Europa auch militärisch emanzipiere.
Vor allem aber scheint Staatspräsident mit seiner Äußerung die Stimmung und die Lage im eigenen Land im Auge gehabt zu haben. "Chirac steht mit dem Rücken zur Wand", sagte Weiss. Mit seiner Drohung demonstriere er "Stärke und Entschlusskraft" - aber ob dies seinen Rivalen, Innenminister Nicolas Sarkozy, beeindrucken werde, lasse sich nicht sagen.