Chris Christie Trumps schärfster Kritiker gibt auf – was das für den Vorwahlkampf der Republikaner bedeutet

Chris Christie, Ex-Gouverneur von New Jersey und bislang härtester Kritiker von Trump im Vorwahlkampf
Chris Christie, Ex-Gouverneur von New Jersey und bislang härtester Kritiker von Trump im Vorwahlkampf
Nun gibt auch Chris Christie auf, der einzige Republikaner im Vorwahlkampf, der Trump laut kritisierte. Jetzt hat wohl nur noch eine Kandidatin Chancen, Trump zu schlagen.
 

Man kann nicht sagen, dass Chris Christie es nicht nochmal versucht hätte. "Man stelle sich Trump als Präsident am 11. September vor", sagte er am Abend beim Wahlkampfauftritt in New Hampshire. "Er wäre in seinen Bunker gelaufen, um sich selbst in Sicherheit zu bringen. Er hätte sein eigenes Schicksal über das des Landes gestellt. Und jeder, der es nicht wagt auszusprechen, dass er ungeeignet ist, Präsident der USA zu sein, ist selbst ungeeignet, Präsident zu sein."

Schon in den Monaten zuvor hatte Christie, der ehemalige Gouverneur von New Jersey, das immer wieder betont: Trump ist in Wahrheit ein Feigling.

Bei seinem Abschiedsauftritt gestern bemühmte Christie dann auch die Geschichte: "Man stelle sich vor, Hamilton und Adams und Washington und Franklin säßen heute Abend hier", ein Verweis auf die Gründungsväter der Nation. "Glaubt ihr, sie könnten sich vorstellen, dass wir tatsächlich eine solche Diskussion führen: Ob ein verurteilter Straftäter Präsident der USA werden sollte. 

Christie gab den Warner – umsonst

Auch darauf hatte der Republikaner Christie im Wahlkampf immer wieder laut und deutlich verweisen: Trump ist eine Gefahr für das Land, für die Demokratie, ein Mann, der hinter Gittern gehört.

All das Warnen und Schimpfen und Beschwören hat nicht funktioniert. Christie hat das Handtuch geworfen. In Iowa, wo am Montag die ersten Vorwahlen stattfinden, schaffte er es in den Umfragen nie über drei Prozent. In New Hampshire, wo am 23. Januar gewählt wird, schaffte er es selten über zehn Prozent. In beiden Staaten liegt Trump deutlich vorn.

So hatte Trumps Sprecher in seinem Nachruf auf Christie am Abend nicht ganz unrecht: Christie hätte in Iowa eine Schmach erlitten und sei auch bei den Wählern in New Hampshire unbeliebt. 

Dass Christie, wie viele andere Kandidaten vor ihm, noch vor dem eigentlichen Beginn der Vorwahlen aufgibt, hat noch einen anderen Grund. Der Druck der wenigen Moderaten in der Partei und einiger Großsponsoren wurde zu groß. Wenn es ihm ernst sei, dass man Trump unbedingt verhindern müsse, dann müsse er Nikki Haley das Feld gegen Trump überlassen, argumentierten sie. Dann müsse man alle Kräfte bündeln, um die einigermaßen gemäßigte Kandidatin, die eine entfernte Chance habe, Trump zu schlagen, zu unterstützen.

Wie wenig Christie selbst von Haley hält, deutete er in einem "Hot Mic"-Moment am Abend an. Er wurde dabei erwischt, wie er sagte: "Sie wird (von Trump) vernichtet. Sie hat einfach nicht das Zeug."

Tatsächlich zeigt Christies Rückzug einmal mehr, dass die Republikaner wenig Toleranz für einen Kandidaten haben, der es wagt, den unumschränkten Herrscher Trump anzugreifen. Alle, die es taten, wurden vertrieben oder rausgeekelt oder gaben auf: Liz Cheney, Mitt Romney, Paul Ryan. Nun auch Christie.

Im Vorwahlkampf griff Christie Trump tatsächlich unentwegt an, was sich kein anderer traute, nicht Ron DeSantis, auch nicht Nikki Haley. Das ist umso bemerkenswerter, weil Christie einst Trumps Freund war und ihn vor acht Jahren noch unterstützte. Christie sieht heute in Trump nicht nur einen Feigling und eine Gefahr für die Demokratie, sondern auch einen notorischen Lügner, einen Egomanen, einen Möchtegern-Diktator, einen Freund Putins – und er warnte die Partei laut und deutlich: Mit ihm gehen wir in den Untergang.

Am Abend wurde Christie, der sich gern als Haudegen präsentiert, dann nochmal emotional: Er zitierte Benjamin Franklin, der einst warnte, dass die Amerikaner nun eine Republik erhalten, wenn sie denn in der Lage sind, diese zu beschützen. "Benjamin Franklins Worte waren nie so relevant wie heute", sagte Christie. "Das letzte Mal, dass sie diese Relevanz besaßen, war während des Bürgerkriegs."    

Seine Partei hat allerdings wenig für solche Warnungen übrig. Nur wenige Tage vor den Caucus-Wahlen in Iowa sieht es so aus, dass Trump sie klar und deutlich gewinnen wird. 

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