Wahlkampf in den USA Nach Tweets über maskenlose Anhänger: Reporterin offenbar bei Trump-Kundgebung rausgeflogen

US-Präsident Donald Trump auf dem MBS International Airport in Freeland, Michigan
Wahlkampf ohne Maske: US-Präsident Donald Trump auf dem MBS International Airport in Freeland, Michigan
© Mandel Ngan / AFP
"Nicht viele Masken":  Eine Korrespondentin der "New York Times" hat via Twitter kritisch über eine Wahlkampfkundgebung mit Donald Trump berichtet - und wurde nach eigenen Angaben rausgeworfen.

US-Präsident Donald Trump hat am Donnerstagabend (Ortszeit) eine Wahlkampfveranstaltung in der Gemeinde Freeland im Bundesstaat Michigan abgehalten. Vor mehreren Tausend Anhängern pries er den Umgang seiner Regierung mit der Corona-Pandemie in den höchsten Tönen, obwohl die Mehrheit der Amerikaner sein Krisenmanagement negativ beurteilt: "Ich denke, wir haben bei der Pandemie wahrscheinlich die beste Arbeit von allen Ländern geleistet, sicherlich von allen wichtigen Ländern der Welt", schwärmte Trump und gab sich zuversichtlich, dass die USA die Krise bald überwinden würden.

Trump-Publikum erscheint ohne Atemmasken

Sollte das tatsächlich der Fall sein, so hätten seine Fans dazu am Donnerstag nicht allzu viel beigetragen. Aufnahmen der Kundgebung zeigen die etwa 5000 Teilnehmer eng zusammengedrängt vor einem Hangar des MBS International Airport stehend. Die allermeisten Besucher tragen - ebenso wie Trump und seine Sicherheitsleute - keinen Mund-Nase-Schutz.

Das fiel auch der "New York Times"-Korrespondentin Kathy Gray auf, die über die Veranstaltung berichten wollte. Kurz bevor die Air Force One des Präsidenten auf dem Flughafen nahe der Stadt Saginaw landete, twitterte sie: "Trump-Kundgebung in Freeland zieht Tausende an. Vielleicht 10% haben Masken." In einem zweiten Tweet schrieb Gray, dass sie in der Menge "eingepfercht" sei und "nicht viele" Menschen Masken tragen würden.

Nur 20 Minuten später fand der Besuch der Journalistin bei den Maskenverweigerern dann ihren Angaben zufolge ein unfreiwilliges Ende. "Ich bin gerade aus der Trump-Kundgebung rausgeworfen worden", verkündete sie via Twitter. "Mein erstes Mal: Das Trump-Wahlkampfteam hat mich über Bilder ausfindig gemacht, die ich getwittert habe, und mich hinausbegleitet."

US-Präsident Donald Trump verteidigt sich nach Woodward-Enthüllungen.
© AFP / stern.de
"Nach Strich und Faden belogen und betrogen": stern-Korrespondent analysiert neue Enthüllungen zu Trump

"Wir sind enttäuscht, dass das Wahlkampfteam von Trump sich weigerte, unsere freie Mitarbeiterin zu akkreditieren, und sie dann, als sie sich registrierte und als Mitglied der Öffentlichkeit teilnahm, von der Veranstaltung ausschloss.", kommentierte die "New York Times" den Vorfall. "Unser Ziel ist es, über diese Wahlkampfveranstaltungen zu berichten und mit den Wählern über die Kandidaten zu sprechen, und genau das hat Kathy versucht zu tun."

Das Weiße Haus und Trumps Wahlkampfteam ließen Anfragen mehrer US-Medien zu den Vorwürfen deren Angaben zufolge unbeantwortet.

Donald Trump redete Corona-Gefahr bewusst klein

Trump ist knapp zwei Monate vor der Präsidentschaftswahl wegen seiner Corona-Politik mächtig unter Druck geraten. Aufzeichnungen von Gesprächen, die der Investigativjournalist Bob Woodward für sein neues Buch "Rage" mit dem US-Präsidenten geführt hat, belegen, dass dieser bereits im Februar wusste, wie gefährlich das Coronavirus ist und dass er die Bedrohung durch Sars-Cov-2 absichtlich heruntergespielt hat. Trump sagte danach zu seiner Verteidigung, er habe keine Panik verbreiten wollen.

Seit Beginn der Corona-Pandemie sind nach Statistiken der Johns-Hopkins-Universität in Baltimore mehr als 191.000 Menschen in den USA nach einer Infektion mit dem Coronavirus gestorben. In absoluten Zahlen haben die USA weltweit die meisten Corona-Toten zu beklagen, nicht aber relativ zur Einwohnerzahl. In dieser Kategorie liegen die USA an siebter Stelle. In der EU hat demnach nur Spanien mehr Tote pro 100.000 Einwohner zu beklagen.