Einer der faszinierendsten Eigenschaften von Donald Trump ist seine unverdrossene Allgegenwart bei gleichzeitiger Dauer-Unbeliebtheit. Im Grunde dümpelt er seit der Erklärung seiner Präsidentschaftskandidatur 2015 in Beliebtheitsumfragen bei rund 40 Prozent herum. Diesen Wert erreichte er, mit Ausreißern, als US-Präsident und diesen Wert erreicht er, zwei Jahre nach seiner Abwahl, immer noch. Doch wie das bei solchen Stimmungsbildern immer so ist: Sie können auch immer ganz anders ausfallen, je nachdem, wen man fragt.
US-Bevölkerung vs. Trump-Basis
Im Fall des ehemaligen Staatschefs ist der Unterschied zwischen Parteigängern und dem Rest des Landes besonders auffällig. Während rund 60 Prozent der Basis seiner Republikaner Trump bald wieder im Weißen Haus sehen will, hat nur noch 34 Prozent der Gesamtwählerschaft ein positives Bild von ihm, mehr als die Hälfte dagegen ein negatives, 46 Prozent sogar ein sehr negatives, wie neue Zahlen des TV-Senders NBC zeigen. Zwar handelt es sich dabei nur um eine von zahllosen Umfragen, die in unterschiedlichen Fragevarianten die Unterstützung für den Ex-Präsidenten misst, doch der Trend ist eindeutig: Trumps Beliebtheit nimmt langsam, aber stetig ab.
Das gilt, wenn auch im geringeren Maße, für seine eigene Partei. Im Herbst vergangenen Jahres wollte ihn noch bis zu 80 Prozent der Basis 2024 wieder ins Weiße Haus einziehen sehen, mittlerweile geht dieser Wunsch zurück. Erkennbar ist das unter anderem an der sinkenden Zustimmung für Trumps Lüge vom Wahlbetrug. Laut "Pew Research" haben vor einem Jahr noch 53 Prozent der Republikaner Trumps Behauptung geteilt, nach der ihm die Präsidentschaftswahl 2020 "gestohlen" worden sei. Dafür gibt es zwar keinerlei Beweise, aber der frühere Staatschef beharrt dennoch auf seine Sichtweise.
Donald Trump parteiintern deutlich vorne
Mittlerweile aber ist der Anteil derjenigen, die ihm dabei folgen, leicht auf 51 Prozent gesunken. Nach Zahlen der "New York Times" liegt ihr Anteil bei 55 Prozent, was sogar einem Rückgang von zwölf Prozentpunkten im Vergleich zum Juni dieses Jahres entspricht. Auch beunruhigt die Vorstellung, dass sich das frühere Staatsoberhaupt möglicherweise doch nicht zur Wahl stellt, weniger Republikaner (58 Prozent) als noch vor drei Monaten. Trotz sinkender Zustimmung liegt Donald Trump unter den absehbaren republikanischen Präsidentschaftskandidaten mit großem Abstand weiter vorne. Im Umfragemittel kommt der zweitplatzierte Ron DeSantis, Gouverneur in Florida, auf gerade einmal 20 Prozent.
Seine Unterstützung ist keine Siegesgarantie: So haben Donald Trumps Kandidaten abgeschnitten

Über die Gründe für Trumps schleichenden Popularitätsverlust geben die Zahlen zumindest teilweise Aufschluss. Im Wesentlichen machen ihm die drohenden rechtlichen Schwierigkeiten zu schaffen, mit denen er sich derzeit herumschlagen muss. Allen voran der Umgang mit Staatsgeheimnissen, die bei ihm zu Hause in Florida gefunden wurden und seine Rolle beim Kapitolsturm am 6. Januar 2021. Bei Letzterem nimmt die Zahl der Amerikaner zu, die den damaligen Präsidenten in die Verantwortung für die staatsstreichartigen Aufstände nehmen. Laut einer Ipsos-Umfrage geben 52 Prozent der Befragten Trump die alleinige oder den Großteil der Schuld an der Erstürmung des Parlamentsgebäudes.
Maga: eine Gefahr für US-Demokratie
Auch die Maga-Fraktion (Make America Great Again) der Republikaner, also Trumps harter Unterstützerkern, betrachten viele US-Bürger als Gefahr. Einer Umfrage von Reuter/Ipsos zufolge glauben sechs von zehn Amerikanern, dass die Maga-Bewegung eine Gefahr für die amerikanische Demokratie sei. In dem Sinne hatte sich jüngst auch US-Präsident Joe Biden in seltener Deutlichkeit geäußert. Das führt zur Frage, wie stark Maga überhaupt bei den Republikanern und in der US-Gesellschaft ist.
Die "Washington Post" hat vor Kurzem versucht, die nicht klar definierte Gruppierung zu beziffern. Nach deren Rechnung wählen 45 Prozent der Amerikaner die Republikaner oder neigen zu der Partei. Ungefähr ein Fünftel der US-Bürger glaubt an die Erzählungen des Wahlbetrugs. Nimmt man alle gängigen Theorien und Vorstellungen der Trump-Sympathisanten zusammen, machen die Maga-Unterstützer rund zehn Prozent der Bevölkerung aus. Das entspricht rund einem Viertel der Republikaner-Wähler. Klingt nicht viel, kann aber im traditionell engen Zwei-Parteien-System der USA entscheidend werden.
Quellen: DPA, AFP, "FiveThirtyEight", "Washington Post", "New York Times", Ipsos/Reuters, Quinnipiac Poll, Ipsos