Trumps Abwahl als US-Präsident Das Märchen von der "gestohlenen Wahl" hält fast ein Viertel der Amerikaner für wahr

US-Präsident Joe Biden spricht, während hinter ihm unscharf US-Flaggen zu sehen sind
US-Präsident Joe Biden
© Evan Vucci/AP / DPA
Sehen Sie im Video: Rückkehr zu langer US-Tradition: Biden veröffentlicht Steuererklärung.




Anders als Amtsvorgänger Donald Trump lässt US-Präsident Joe Biden seine jährliche Steuererklärung weiterhin veröffentlichen. Biden und seine Frau Jill erzielten demnach 2020 ein Einkommen von gut 600.000 US-Dollar das sind rund 500.000 Euro. Das Ehepaar habe gut 157.000 Dollar Einkommenssteuer an den Bund und weitere 29.000 Dollar an den Heimatstaat Delaware gezahlt, teilte das Weiße Haus am Montag mit. Für den einstigen Senatoren und Vizepräsidenten war 2019 finanziell ein besseres Jahr: Damals hatten er und seine Frau Jill den Angaben zufolge noch ein Einkommen von gut 985.000 Dollar.
Biden folgte mit der Veröffentlichung der Steuererklärung den politischen Gepflogenheiten in den USA. Trump hatte sich stets verweigert und vor Gericht bis zuletzt um eine Geheimhaltung seiner Steuerzahlungen gekämpft. Berichten von US-Medien zufolge soll der Republikaner Trump jahrelang kaum Einkommenssteuer an den Bund gezahlt haben. Der Demokrat Biden will die Einkommenssteuer für Spitzenverdiener erhöhen, davon wäre auch er selbst betroffen.
Immer wieder hat der abgewählte US-Präsident Donald Trump eine angebliche Manipulation der Wahlen beschworen. Bis heute gibt es dafür keine Belege – doch die Erzählung verfängt. 

Wie groß die Lüge in seinen Augen ist, bringt Donald Trump auch optisch zum Ausdruck: Eine "GROSSE LÜGE" sei das gewesen, ließ er vor einigen Tagen über sein Büro ausrichten, die US-Präsidentschaftswahl sei "gestohlen" worden. Bis heute verbreitet der Republikaner die Dolchstoßlegende, dass es bei dem Urnengang nicht mit rechten Dingen zugegangen ist und deswegen gegen seinen demokratischen Amtsnachfolger Joe Biden unterlag.

Die Fakten: Dafür gab und gibt es keine Belege. 

Gröbere Unregelmäßigkeiten, bis auf die bei jeder Wahl üblichen Pannen, wurden nicht festgestellt. Richter, die sich über angebliche Beweise für den angeblichen Wahlbetrug gebeugt haben, zeigten sich ungerührt. Mehrere Klagen, die Zweifel an der Integrität des Wahlprozesses streuen sollten, wurden abgewiesen. Amerika hat gezählt, Trump ist abgewählt.

Das Problem: Trumps Lüge verfängt.

Der Machtfaktor Donald Trump

Fast ein Viertel der erwachsenen US-Bürger geht davon aus, dass Trump die Wahl am 3. November 2020 durch illegale Stimmen gestohlen wurde. So lautet das Ergebnis einer aktuellen Meinungsumfrage von Reuters/Ipsos, für die vom 17. bis 19. Mai insgesamt 2007 Erwachsene (darunter 909 Demokraten und 754 Republikaner) befragt wurden.

Darüber hinaus glauben 53 Prozent der Republikaner, dass Trump der "wahre Präsident" sei – das sehen im Vergleich 3 Prozent der Demokraten und 25 Prozent aller Amerikaner so. Der Umfrage zufolge glauben 61 Prozent der Republikaner, dass Trump die Wahl "gestohlen" wurde.

In anderen Worten: In den Augen vieler Republikaner ist Trump noch immer der rechtmäßige US-Präsident.

Das begründet auch seinen Machtfaktor in der Partei, wie der Politikwissenschaftler Thomas Jäger im stern erklärte. "Die Republikanische Partei profitiert weiterhin von der großen Unterstützung, die Donald Trump für sie einwerben konnte." Das lasse den Druck auf Politiker der Republikaner wachsen, sich hinter der big lie zu versammeln.

"Trump hat wie kein Zweiter den Überzeugungen der Rechten Ausdruck geben können. Deshalb erfährt er weiterhin die unverbrüchliche Unterstützung von vielen Menschen, die nur darauf warten, dass er in die politische Arena zurückkommt", sagte Jäger. Dort stehe derzeit niemand bereit, der es mit seiner "Kommunikationsmacht" aufnehmen könne. "Selbst die lautesten Politiker der Republikaner sind nicht in der Lage, Trump zu beerben. Deshalb bleibt er der Anführer der Republikaner und alle, die ihre Karriere lieben, suchen seine Nähe."

Und wer auf Distanz zu Trump geht setzt alles aufs Spiel. Im Streit um die politische Richtung der Republikaner ist zuletzt Liz Cheney aus der Fraktionsführung im US-Repräsentantenhaus gedrängt worden. Eine Mehrheit der republikanischen Abgeordneten stimmte dafür, die Trump-Kritikerin von dem Führungsposten zu entfernen.

Cheney kündigte nach ihrer Abwahl an, ihren Kampf gegen den früheren US-Präsidenten fortzuführen. Cheney hatte dessen anhaltende Behauptungen über Wahlbetrug als "gefährliche Lügen" gebrandmarkt und ihre Partei vor dem Ex-Präsidenten gewarnt. Als Vorsitzende der Republikanischen Konferenz im Repräsentantenhaus war sie die dritthöchste Abgeordnete ihrer Fraktion.

Quellen: Reuters, mit Material der Nachrichtenagentur DPA

fs