Der ehemalige Vize-Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Lucas Papademos, wird neuer Regierungschef in Griechenland. Das hat die griechische Präsidentschaft am Donnerstag bekanntgegeben. Das Übergangskabinett soll demnach am Freitag um 13 Uhr MEZ vereidigt werden. Der 64-Jährige soll nun die "Regierung der nationalen Einheit" bilden, Schritte zur Konsolidierung der Staatsfinanzen umsetzen und Neuwahlen vorbereitet.
Die Ernennung Papademos', der schon zu Beginn des fünftägigen, teilweise chaotisch verlaufenden Verhandlungsmarathons als Favorit für das Amt des Ministerpräsidenten genannt wurde, hatte sich abgezeichnet, als er am Vormittag am Amtssitz von Staatschef Karolos Papoulias in Athen eintraf. Dort waren die Führer der politischen Parteien zusammengekommen, um über die Bildung einer Übergangsregierung zu beraten. Der bisherige Ministerpräsident Giorgos Papandreou hatte am Mittwoch offiziell seinen Rücktritt erklärt.
Hohes Ansehen, überzeugter Europäer
Papademos genießt internationales Ansehen als Wirtschaftswissenschaftler und Finanzexperte. Zudem ist der als besonnener Pragmatiker geltende Grieche als überzeugter Europäer bekannt, der maßgeblich am Übergang von der griechischen Drachme zum Euro beteiligt war. Auch in seinen Veröffentlichungen befasste er sich immer wieder mit der Währungsunion. Anderen gilt der Ökonom allerdings als "Lösung für die Banken, nicht für das Volk", wie es hieß.
Hauptaufgabe der Übergangsregierung ist es, die Pleite des hochverschuldeten Landes zu verhindern und vorgezogene Neuwahlen zu organisieren, die am 19. Februar stattfinden sollen. Das vom Staatsbankrott bedrohte Griechenland ist seit vergangenem Jahr auf internationale Hilfen angewiesen. Im Gegenzug für die milliardenschwere Unterstützung durch EU und Internationalen Währungsfonds (IWF) muss Athen massiv sparen. Die künftige Regierung werde daher die Vorgaben des EU-Rettungspakets zügig umsetzen, hieß es aus dem Präsidialamt nach der Ernennung Papademos'. Dem zurückgetretenen Ministerpräsidenten Papandreou war es in den vergangenen Monaten nicht gelungen, dafür eine breite Mehrheit im Parlament zu erhalten.