Eklat Wie Schneewittchen Israels Botschafter in Rage brachte

Einen diplomatischen Konflikt zwischen Schweden und Israel hat die handgreifliche Attacke des israelischen Botschafters in Stockholm gegen ein Kunstwerk ausgelöst. Der Diplomat habe die Installation völlig falsch verstanden, sagen die Macher.

"Weiß wie Schnee, rot wie Blut und schwarz wie Ebenholz": Das Porträt einer lächelnden palästinensischen Selbstmordattentäterin als "Schneewittchen" in einem symbolischen Bad aus Blut zu den Klängen einer Bach-Kantate war einfach zu viel für den israelischen Botschafter. Angeblich schäumend vor Wut demolierte Zvi Mazel die vermeintliche "Darstellung des Hasses", wie die Zeitung "Maariv" die auf einer Stockholmer Kunstausstellung gezeigte Installation am Sonntag auf ihrer Titelseite taufte.

"Ich zitterte am ganzen Körper, als ich die Attentäterin als Schneewittchen sah", erklärte der Botschafter später sein bewusst undiplomatisches Verhalten. Der Zeitung "Haaretz" sagte Mazel, es habe sich nicht um einen spontanen Wutanfall gehandelt, sondern um einen geplanten Akt des Protests.

"Installation vollkommen falsch verstanden"

Der in Israel geborene und in den 1970er Jahren nach Schweden ausgewanderte Künstler und Musiker Dror Feiler verwahrt sich jedoch gegen die Behauptung, das gemeinsam mit seiner schwedischen Ehefrau geschaffene Werk solle Selbstmordanschläge verherrlichen. Der Botschafter habe die Installation vollkommen falsch verstanden. "Jeder vernünftige Mensch hätte doch sehen müssen, dass wir Schmerz über das gegenseitige Blutvergießen ausdrücken wollen." Er verwies auf den Begleittext, in dem erklärt werde, die Frau habe 21 unschuldige Menschen getötet. Der Botschafter habe sich wie ein zügelloser Hooligan verhalten. "Ich bin schwer beleidigt über die Behauptung, unser Werk solle Selbstmordanschläge legitimieren."

Israel aber fühlt sich seit Beginn des Palästinenseraufstands Intifada vor mehr als drei Jahren besonders von Europa zutiefst missverstanden und angefeindet. Die ehemalige israelische Diplomatin Colette Avital kritisierte zwar Mazels gewalttätiges Vorgehen, erklärte jedoch, israelische Botschafter in Europa hätten angesichts von "Propaganda-Angriffen der radikalen Linken und Rechten (...) sowie dem neue Antisemitismus von Seiten der ständig wachsenden muslimischen Bevölkerung" täglich mit schweren Frustrationen zu kämpfen.

Alon Liel, Israels ehemaliger Botschafter in der Türkei, meinte: "Wir haben einfach nicht genug Gelegenheit, unsere Wut über die schrecklichen Selbstmordanschläge rauszulassen." Die Ausstellung in Schweden sei gerade vor der Debatte vor dem Haager Gerichtshof über die Sperranlage zum Westjordanland eine gute Gelegenheit, Israels Strategie der Selbstverteidigung zu betonen.

Scharon stellt sich hinter Mazel

Aus Jerusalem bekam der aufbrausende Botschafter am Sonntag volle Rückendeckung: Israels Ministerpräsident Ariel Scharon teilte mit, "die gesamte Regierung" sei auf seiner Seite und sprach im Zusammenhang mit dem Kunstwerk von Antisemitismus in Europa. Auch die Mehrheit der israelischen Zeitungskommentatoren äußerten am Sonntag volles Verständnis für Mazels vorsätzlichen Akt des Vandalismus während der Vernissage, die im Vorfeld einer internationalen Konferenz über Völkermord in Stockholm stattfand.

"Manchmal muss man einfach die Samthandschuhe ausziehen", meinte ein Kommentator der Zeitung "Jediot Achronot". Der für gewöhnlich sehr gemäßigte Ben Caspit von "Maariv" schrieb gar: "Zur Hölle mit dem Protokoll". Der Botschafter habe stellvertretend für alle Israelis gehandelt. Angehörige von Terroropfern in Israel forderten, dem israelischen Künstler die Staatsbürgerschaft zu entziehen.

Auch kritische Stimmen in Israels Presse

Vereinzelt waren aber auch in Israels Presse kritische Stimmen zu hören. Ein Kommentator von "Jediot Achronot" sprach in Anspielung auf Israels Hubschrauberangriffe auf militante Palästinenser von einer "gezielten Liquidierung" des Kunstwerks. Mazel habe "persönlichen Besitz und die Meinungsfreiheit angegriffen" und dies sei unentschuldbar.