Finanzkrise Griechenlands Finanzminister fordert "Merkel-Plan"

Das mächtigste Land Europas soll Verantwortung übernehmen: Der griechische Finanzminister Giannis Varoufakis wünscht sich deutsche Maßnahmen gegen die Krise. Ihm schwebt eine Art "Marshall-Plan" vor.

Der griechische Finanzminister Giannis Varoufakis hat Bundeskanzlerin Angela Merkel aufgefordert, in der europäischen Schuldenkrise Führung und Verantwortung zu zeigen. Er wünsche sich einen "Merkel-Plan" nach dem Vorbild des Marshall-Plans der USA für den Wiederaufbau Westeuropas nach dem Zweiten Weltkrieg, sagte Varoufakis in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview mit der Wochenzeitung "Die Zeit". Damals hätten die USA Deutschland den größten Teil der Schulden erlassen. Die Bundesrepublik sei heute "das mächtigste Land Europas" und müsse "Verantwortung übernehmen für andere".

"Deutschland würde seine Kraft nutzen, um Europa zu vereinigen", sagte Varoufakis, der am Mittwochvormittag beim Präsidenten der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, für Unterstützung für Griechenland warb. Die Aufnahme immer neuer Kredite, "die wir nie zurückzahlen können", nach der bisherigen Politik in der Schuldenkrise komme für ihn nicht in Frage. "Ich bin der Finanzminister eines bankrotten Landes", sagte Varoufakis. "Griechenland wird - abzüglich der Zinsausgaben - nie wieder ein Haushaltsdefizit vorlegen."

Athen auf Zwischenfinanzierung angewiesen

Der Minister räumte aber ein, dass seine Regierung eine "Zwischenfinanzierung" brauche, weil Athen sonst in einigen Monaten das Geld ausgehen könne. "Die Europäische Zentralbank sollte unsere Banken stützen, damit wir uns mithilfe kurzfristiger Staatsanleihen über Wasser halten können." Nach seinem Treffen mit EZB-Chef Draghi sagte Varoufakis am Mittwoch, es habe "fruchtbare Gespräche" gegeben. Er fühle sich dadurch "ermutigt".

Die EU-Partner und der Internationale Währungsfonds retteten Griechenland seit dem Jahr 2010 über zwei Hilfsprogramme im Volumen von 240 Milliarden Euro vor dem Bankrott. Das zweite Hilfsprogramm läuft Ende Februar aus.

Keine Hilfe von Russland

Varoufakis zeigte in dem Interview mit der "Zeit" Verständnis dafür, dass Deutschland einen Schuldenschnitt ablehnt. "Ich verstehe, dass es Begriffe gibt, die in bestimmten Ländern diskreditiert sind, aber wir können die Schuldenlast auch senken, ohne die Höhe der Schulden selbst anzutasten." Der Minister schlug dabei vor, die Höhe der Zinszahlungen an das Wirtschaftswachstum zu koppeln. Griechenland werde keinesfalls Russland um Hilfe bitten, versicherte Varoufakis. "Das steht nicht zur Debatte, wir werden niemals in Moskau um Finanzhilfe nachsuchen."

AFP
tim/AFP