Der in Russland wegen Spionagevorwürfen festgenommene US-Journalist Evan Gershkovich muss weiter im Gefängnis bleiben. Ein Gericht in Moskau wies einen Berufungsantrag des "Wall Street Journal"-Reporters zurück. Damit wurde die zuvor von einem Gericht niederer Instanz verfügte Verlängerung der U-Haft bis zum 30. August bestätigt.
US-Botschafterin "extrem enttäuscht"
Die Verhandlung fand einem AFP-Korrespondenten zufolge unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Zuvor hatte sich Gershkovich in Jeans und einem schwarzen T-Shirt in dem für Beschuldigte vorgesehenen Glaskasten vor Journalisten gezeigt.
"Wir sind extrem enttäuscht von der Ablehnung des Berufungsantrags", sagte die US-Botschafterin in Russland, Lynne Tracy, nach der Verhandlung. Trotz sehr schwieriger Umstände habe Gershkovich weiter eine "bemerkenswerte Stärke und Resilienz" vor Gericht gezeigt, fügte sie hinzu. Auch die Eltern des "Wall Street"-Reporters waren zu der Verhandlung gekommen.
Gershkovich erster ausländischer Reporter in Haft
Der 32-jährige Gershkovich war Ende März während eines Reportage-Einsatzes im russischen Jekaterinburg festgenommen worden. Ihm wird unter anderem vorgeworfen, Informationen über die russische Rüstungsindustrie gesammelt zu haben. Der Reporter, seine Familie, sein Arbeitgeber und die US-Behörden weisen die Anschuldigungen zurück. Sie gehen von einem politischen Verfahren aus. Seit seiner Festnahme befindet sich der Journalist in Untersuchungshaft in Moskaus Lefortowo-Gefängnis.
Der "Wall Street Journal"-Reporter ist der erste ausländische Journalist, der seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion in Russland wegen Spionage festgenommen wurde.