EXPERTENMEINUNG Sicherheit hat ihren Preis

Das Tunnelunglück am Sankt Gotthard hat wieder zahlreiche Sicherheitsexperten auf den Plan gerufen, die sich deutlich für höhrere Investiontionen in die Gefahrenprävention aussprechen.

Nach dem verheerenden Tunnel-Unglück im Schweizer Gotthard-Tunnel hat der ADAC strenge Verkehrsvorschriften und scharfe Kontrollen in Tunneln gefordert. »Das ist der Preis, den man für Sicherheit zahlen muss«, sagte Robert Sauter, Leiter Test und Verbraucherschutz des ADAC in München, am Donnerstag der dpa.

»Man muss darauf achten, dass weniger Verkehr durch die Tunnel fließt«, verlangte Sauter. Tunnel, die wie im Gotthard nur eine Verkehrsröhre haben, könnten nicht kurzfristig ersetzt oder erweitert werden. Mehr Sicherheit brächte deshalb vor allem eine strikte Verkehrsleitung unter anderem mit Tempobegrenzungen und großem Abstand.

Mindestabstand und Verkehrsflusskontrollen unerlässlich

So werde im Montblanc-Tunnel, der nach dem schweren Unglück vom März 1999 in drei Monaten wieder eröffnet werden soll, ein Mindestabstand von 150 Metern vorgeschrieben. »Wenn den jemand nicht einhält, muss man Strafgelder verlangen«, sagte Sauter. Lastwagen werden an Kontrollpunkten vor den Tunneln kontrolliert und nur einzeln in den Verkehrsfluss durch den Tunnel gelassen. Außerdem fänden regelmäßige Temperaturmessungen statt, bei denen Computer berücksichtigen, dass verschiedene Fahrzeugtypen unterschiedlich heiß werden dürfen.

»Eine 100-prozentige Sicherheit kann es nicht geben«, sagte Sauter jedoch. Bei außergewöhnlichen Unfällen wie in der Schweiz kämen meist mehrere unglückliche Umstände wie die Ladung von brennbarem Kunststoff, ein geplatzter Reifen oder menschliche Fehler zusammen. »Es passieren ständig Unfälle auch in Tunneln, aber die werden durch die bestehenden Sicherheitssysteme beherrscht.«

In Deutschland seien verheerende Tunnelunfälle weniger wahrscheinlich. »Es gibt hier nicht so viele Tunnel in dieser großen Länge, keine 20 bis 30 Jahre alten Tunnel, die noch nicht auf den heutigen Verkehr ausgerichtet wurden, und gute Richtlinien.« Die Standards für die Sicherheitsanforderungen in Straßentunnel in Deutschland erstmals 1985 in den »Richtlinien für die Ausstattung und den Betrieb von Straßentunnel« (RABT) festgelegt.