Falsche Nato-Statistik Doch nicht weniger Angriffe in Afghanistan

Peinliche Panne in Afghanistan: Die Nato verkündete, die Zahl der Taliban-Angriffe habe 2012 abgenommen. Nun stellt sich heraus: Die Statistik war falsch, das Gewaltniveau ist gar nicht gesunken.

Die Zahl der Taliban-Angriffe in Afghanistan hat im vergangenen Jahr entgegen früherer Angaben der Nato doch nicht abgenommen. Die Nato-geführte Schutztruppe Isaf räumte am Mittwoch in Kabul Fehler in ihrer Statistik ein, die zuvor einen Rückgang der Angriffe um sieben Prozent im Vergleich zu 2011 ausgewiesen hatte. "Einige Daten wurden falsch in die Datenbank eingegeben", teilte eine Isaf-Sprecherin mit. Nach Berichtigung der Statistik "haben wir festgestellt, dass es in der Gesamtzahl der feindlichen Angriffe von 2011 auf 2012 keine Änderung gegeben hat".

Die Isaf hielt an ihrer ursprünglich auf Basis der fehlerhaften Statistik getroffenen Einschätzung fest, dass sich die Lage in Afghanistan verbessert habe. "Trotz der Daten-Anpassung hat sich unsere Beurteilung der Grundlagen des Fortschritts bei dem Einsatz nicht geändert", hieß es in der Mitteilung der Schutztruppe. "Der Feind ist zunehmend von der Bevölkerung getrennt."

Zahl der Angriffe ist nicht zurückgegangen

Die Bundeswehr hatte bereits Mitte Januar eingeräumt, dass die Zahl der Angriffe in ihrem nordafghanischen Zuständigkeitsgebiet 2012 entgegen früherer Angaben nicht zurückgegangen war. Als Grund hatte auch das Bundesverteidigungsministerium eine fehlerhafte Statistik angegeben. Der Fehler lag laut Ministerium bei den afghanischen Streitkräften, die Vorfälle nicht in der von der Nato vorgegebenen Frist von 72 Stunden gemeldet hätten. Die Frist sei deswegen auf zwei Wochen verlängert worden, hieß es damals.

Taliban-Kämpfer töteten am Mittwoch in der südostafghanischen Provinz Ghasni nach offiziellen Angaben zehn Polizisten und sieben Zivilisten. Zu dem Angriff sei es am Außenposten einer milizenähnlichen Polizeieinheit (ALP) gekommen, sagte Ghasnis Gouverneur Musa Akbarsada.

Taliban verüben weiteren Selbstmordanschlag

Bei einem Selbstmordanschlag auf die afghanische Armee in Kabul wurden am Mittwoch der Attentäter getötet und sieben Menschen verletzt. Bei den Verletzten handele es sich um sechs Soldaten und einen Zivilisten, sagte der Polizeichef der Hauptstadt, Ajub Salangi. Der Angreifer sei zu Fuß unterwegs gewesen und habe sich am Mittwoch neben einem Bus in die Luft gesprengt, der Soldaten transportierte.

Die Taliban bekannten sich zu beiden Angriffen, dementierten aber den Tod von Zivilisten in Ghasni. Taliban-Sprecher Sabiullah Mudschahid sagte zum Angriff in Ghasni, die Aufständischen seien verpflichtet, Menschen vor der ALP zu schützen. Die Polizisten an dem Außenposten hätten die Bevölkerung bedrängt und beraubt. Der ALP sind in der Vergangenheit Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen worden.

DPA
ds/DPA

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