FESTNAHMEN Umsturzversuch in Afghanistan vereitelt

Mit der Festnahme von mehr als 300 Personen haben die afghanischen Behörden nach eigenen Angaben einen Umsturzversuch gegen die Interimsregierung vereitelt.

Mit der Festnahme von mehr als 300 Personen haben die afghanischen Behörden nach eigenen Angaben einen Umsturzversuch gegen die Interimsregierung vereitelt. Die Verschwörer hätten eine Serie von Bombenanschlägen in der Hauptstadt Kabul vorbereitet, sagte der Leiter der Sicherheitsabteilung im Innenministerium, General Din Muhammad Dschurat, am Donnerstag.

Verwicklung Hekmatjars

Die meisten Festgenommenen seien Mitglieder der fundamentalistischen muslimischen Organisation Hesb-i-Islami, die von dem ehemaligen Ministerpräsidenten Gulbuddin Hekmatjar angeführt wird, erklärte Dschurat. Es gebe Dokumente, die eine Verwicklung Hekmatjars in die Verschwörung belegten.

350 Festnahmen

Nach Angaben des Leiters der Sicherheitsabteilung im Gouverneurbüro von Kabul, Mohammed Nasir, wurden insgesamt 350 Personen festgenommen. Die meisten Festnahmen seien in den vergangenen drei Tagen erfolgt. Die mutmaßlichen Verschwörer hätten sowohl Beziehungen zu Hesb-i-Islami als auch zur El Kaida gehabt. Der Sprecher der internationalen Schutztruppe in Afghanistan, Neal Peckham, sprach von 300 Festnahmen. An der Polizeiaktion seien keine Soldaten der Schutztruppe beteiligt gewesen.

Widersprüchliche Angaben

Der in den vergangenen Jahren im iranischen Exil lebende Hekmatjar hatte sich in den vergangenen Monaten wiederholt gegen die afghanische Interimsregierung gestellt, weil sie von den USA eingesetzt worden sei. Im März erklärte jedoch ein Vertrauter des Paschtunen, Hekmatjar sei zur Zusammenarbeit mit der Regierung in Kabul bereit.

Während des Krieges gegen die sowjetische Besatzung der 80er Jahre wurde Hekmatjar von den USA und Pakistan unterstützt. Nach dem Sturz des von Moskau eingesetzten Nadschibullah-Regimes 1992 gehörte er der neuen Regierung in Kabul an und wurde 1995 schließlich Ministerpräsident. Aus dem Bürgerkrieg bis 1996 werden ihm zahlreiche Gräueltaten zur Last gelegt. Den Kämpfen zwischen verschiedenen Gruppen der Mudschahedin fielen damals mehr als 50.000 Menschen zum Opfer. Nach der Machtergreifung der Taliban 1996 flüchtete Hekmatjar nach Iran. Wo er sich derzeit aufhält, ist nicht bekannt.