Wenig überraschend hat sich Donald Trump für sein erstes Interview nach Ende der Russland-Ermittlungen seinen Haus- und Hofsender Fox ausgesucht – und dort mit Sean Hannity gesprochen. Der Moderator ist beinahe schon so etwas wie ein offizieller Präsidenten-Einflüsterer, weswegen Trump, zugeschaltet per Telefon, also eine bequeme Plauderrunde zu erwarten hatte. Ohnehin waren beide blendend gelaunt, nachdem US-Sonderermittler Robert Mueller das Trump-Team von Absprachen mit Moskau freigesprochen hatte.
Ermittlungen waren "Verrat" und "Umsturzversuch"
Doch stille Genugtuung ist nicht so sehr die Sache des US-Präsidenten. Die fast zwei Jahre andauernde Russland-Untersuchung bezeichnete Donald Trump als "Verrat". "Es war wirklich Verrat", sagte er und suggerierte, dass das zuständige FBI die Ermittlungen gleichsam inszeniert habe, um ihn loszuwerden. "Sie wollten einen Umsturz. Es war der Versuch, die Regierung zu übernehmen und das Land. Wir können nicht erlauben, dass diese Art von Verrat anderen Präsidenten widerfährt", so Trump, der sich selbst dann noch als "unschuldigste Person" bezeichnete.
Obwohl Mueller dem Präsidenten und seinem Wahlkampfteam keine illegalen Absprachen mit Russland nachweisen konnte, wollte der Sonderermittler den Präsidenten aber auch nicht vollständig entlasten, wie aus der Zusammenfassung des Abschlussberichts hervorgeht – auch wenn Donald Trump öffentlich genau das behauptet. Dieser etwas unschöne Fleck auf der Präsidentenweste bezieht sich auf den Verdacht, Trump könne mit der Entlassung des damaligen FBI-Chefs James Comey versucht haben, die Justiz zu behindern. Diesen Vorwurf versucht er nun aus der Welt schaffen, indem er bislang geheime FBI-Dokumente freigeben will, die die Ausgangspunkte für Russland-Ermittlungen der US-Bundespolizei waren.
Russland habe Trump nicht als Präsident gewollt
Insgesamt sprachen der Präsident und der TV-Moderator 45 Minuten miteinander. Viel Zeit, um auch weitere Folgen der Russland-Ermittlungen sowie die US-Politik im Allgemeinen zu erörtern:
- Über die (gemutmaßten) Ziele Moskaus sagte er: Russland hätte es viel lieber gesehen, wenn Hillary Clinton US-Präsidentin geworden wäre. Zu den Gerüchten, die russische Regierung verfüge über Informationen über Trump, die ihm schaden könnten, meinte er bloß: "Ich sag dir was, wenn sie irgendwas hätten, wäre es schon vor langer Zeit herausgekommen."
- Zu möglichen Begnadigung von verurteilten, ehemaligen Mitarbeitern wie etwa Paul Manafort hat sich Trump ausgeschwiegen: "Ich möchte jetzt nicht über Begnadigungen reden. aber was ich sagen kann, ist, dass es traurig auf vielen Ebenen ist."
- Entledigt vom Rucksack der FBI-Ermittlungen kündigte Trump an, sich wieder einem seiner Lieblingsthemen zu widmen: der Mauer an der US-Südgrenze. Der Präsident kündigte an, demnächst in Kalifornien über den Fortschritt des Mauerbaus zu diskutieren. Zuletzt hatte der US-Präsident den Notstand verhängt, um an Gelder für den Mauerbau zu kommen. Bislang beschränken sich die Aktivitäten nur darauf, bestehende Grenzanlagen zu reparieren oder zu ersetzen. Einen Seitenhieb gegen die linke Abgeordnete Alexandria Ocasio-Cortez aus New York konnte sich Donald Trump nicht verkneifen. Die 29-Jährige begeistert unter anderem mit Umwelttehmen vor allem jüngere Wähler, wie etwa der "Green New Deal", der eine ökologische Wende in den USA einleiten soll. Trump dazu: "Dagegen würde ich wirklich gerne wahlkämpfen. Denn er sei "lächerlich. Der New Green Deal führt zu gar nichts."
Sehen Sie hier das Fox-Interview mit Donald Trump: