"Jeden Tag Reis und Bohnen zu essen, erlaubte es mir, auf Klassenfahrten zu gehen und Fußball zu spielen": Der Shootingstar der US-Demokraten, Alexandria Ocasio-Cortez
Alexandria Ocasio-Cortez hat in einem emotionalen Instagram-Beitrag über ihre Kindheit in Armut geschrieben - und das Gefühl, ihren Eltern damals schrecklich unrecht getan zu haben.
Es war ein völlig alltäglicher Moment, der Alexandria Ocasio-Cortez zu ihrem Bekenntnis veranlasste: der Blick in den Einkaufskorb. Die prominente demokratische Kongressabgeordnete hat auf Instagram ein Foto ihrer Einkäufe geteilt und in einem berührenden Kommentar dazu erklärt, wieso ihr der Anblick der Lebensmittel ein schlechtes Gewissen macht. "Ich habe heute auf meinen Einkaufskorb hinuntergesehen und konnte nicht anders, als einen Hauch von Schuld zu fühlen", schreibt die 29-jährige Newcomerin vom linken Parteiflügel, die in einfachsten Verhältnissen in der New Yorker Bronx aufgewachsen ist.
Alexandria Ocasio-Cortez berichtet über ihre Kindheit
"Ich zahle immer noch meine Studienkredite ab, und während ich versuche, meine eigenen Mahlzeiten zuzubereiten, greife ich auch ziemlich oft auf ein Tiefkühlabendessen zurück oder hole mir irgendwo etwas zum Mitnehmen. Das sind Luxusdinge, die ich als Heranwachsende nie hatte, und als ich heute auf meinen Korb herabsah, konnte ich nicht anders, als an die Zeiten zurückzudenken, in denen ich mich als Kind darüber beklagt habe, zum gefühlt 10.000. Mal Reis und Bohnen zu essen", erklärt Ocasio-Cortez, deren Mutter aus Puerto Rico kommt und deren verstorbener Vater in der Bronx geboren wurde.
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Reis und Bohnen seien in ihrer Familie die Hauptmahlzeiten gewesen, die sie an den allermeisten Tagen gegessen hätten, berichtet die Politikerin, die auch unter dem Kürzel AOC bekannt ist. "Als Kind habe ich mich schließlich darüber beschwert. Ich hatte es satt, die ganze Zeit das Gelbe zu essen, und ich wollte die aufwendigen Mahlzeiten haben, die ich Kinder im Fernsehen essen sah. Jetzt, da ich ein Erwachsener mit Rechnungen bin und jahrelang knapsen und alles durchrechnen musste, fühle ich mich schrecklich deswegen."
Ihre Eltern seien jung gewesen und hätten versucht, mit sehr wenig Geld zwei Kinder großzuziehen, schildert Ocasio-Cortez ihre damaligen Familienverhältnisse. "Jeden Tag Reis und Bohnen zu essen, erlaubte es mir, auf Klassenfahrten zu gehen und Fußball zu spielen. Ich habe es damals nicht verstanden - meine Eltern wollten nicht, dass ich mich eingeschränkt fühle - aber jetzt fühle ich mich wirklich schuldig deswegen."
AOC will Schuld in Dankbarkeit verwandeln
Die jüngste Frau, die je in den US-Kongress gewählt wurde, bezeichnet sich selbst als "demokratische Sozialistin" und Interessenvertreterin der Arbeiterschicht. Sie tritt unter anderem für kostenfreie Universitäten, die Ausweitung von Medicare, der staatlichen Krankenversicherung für Senioren und Behinderte, und eine bundesweite Job-Garantie mit einem Mindestlohn von 15 US-Dollar pro Stunde ein.
"Als ich das College abschloss, wurden mir in meinem ersten Job 45.000 Dollar bezahlt", erinnert sich AOC. Das sei mehr gewesen, als ihre Mutter in ihrem ganzen Leben jemals in einem Arbeitsverhältnis verdient habe. "Damit sind viele Schuldgefühle und seltsame Emotionen verbunden, aber wenn ich jetzt an diese Momente denke - die Abendessen, bei denen ich jammerte, weil ich nicht verstand, was für ein Opfer meine Eltern brachten - dann kann ich nur versuchen, diese Schuld zu nehmen und sie in tägliche Dankbarkeit zu verwandeln."
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Die neue Ikone der linken Demokraten studierte Volkswirtschaft und internationale Beziehungen an der Boston University und jobbte noch bis kurz vor ihrer Wahl zur Abgeordneten des Repräsentantenhauses im November 2018 als Kellnerin in einem Restaurant, um ihre Mutter zu unterstützen.
"Ich bin dankbar. Die Hälfte der Zeit habe ich das Gefühl, es gar nicht zu verdienen, wie sich mein Leben im letzten Jahr entwickelt hat", bekennt Ocasio-Cortez. "Es bringt viel Stress und Komplikationen mit sich, aber ich habe keine Angst um mein eigenes Überleben, so wie ich es früher hatte, als ich keine Krankenversicherung hatte, oder wenn im Restaurant wochenlang nichts los war und ich nicht die Trinkgelder bekam, die ich brauchte, um die Miete zu bezahlen." Alles, was sie tun könne, sei dankbar zu sein, schreibt die Demokratin weiter. Sie danke ihrem Schöpfer ihren Unterstützern, ihrer Familie und ihren Freunden und mache es sich "jetzt zur Lebensaufgabe, so hart wie ich kann dafür zu arbeiten, dass jeder in diesem Land die Möglichkeiten hat, mit einem Korb wie dem, den ich heute habe, gesegnet zu sein."