Ganz Afghanistan ist in der Hand der Taliban? Nicht ganz. Das Pandschirtal im Osten des Landes leistet noch Widerstand und auch am Flughafen in der Hauptstadt Kabul haben die Truppen der Nato das Sagen. Noch zumindest. Bis zum 31. August wollen die Westmächte möglichst viele Menschen ausgeflogen haben: ihre Landsleute, Ortskräfte und andere Afghanen, die vor den Taliban fliehen wollen oder müssen.
Doch die Sicherheitslage spitzt sich immer weiter zu. Im Gedränge der unzähligen Menschen gab es bereits Tote, und jetzt hat eine Explosion das Gelände vor den Flughafentoren erschüttert. Die Zahl der Opfer ist noch nicht bekannt. Ebenfalls nicht, ob die Evakuierungsflüge nach dem mutmaßlichen Selbstmordanschlag überhaupt noch einmal aufgenommen werden.
Knapp 95.000 Menschen aus Kabul ausgeflogen
Die Bundeswehr hatte zuvor mit einem ihrer letzten Evakuierungsflüge 150 weitere Menschen ausgeflogen. Insgesamt wurden nach Angaben des Weißen Hauses mehr als 95.000 Menschen in Maschinen der USA und ihrer Partner aus Kabul gerettet, ehe die Sicherheitslage immer bedrohlicher wurde. Die Terrordrohungen vor Ort hätten sich "massiv verschärft", sagte Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer. Die Evakuierungen seien in der "hektischsten, gefährlichsten, sensibelsten Phase". Großbritanniens Staatssekretär im Verteidigungsministerium, James Heappey, sprach von der Drohung eines "ernsthaften, unmittelbaren, tödlichen Angriffs" binnen Stunden. Eine Prophezeiung, die sich kurze Zeit später bestätigen sollte.