G20-Gipfel Zehntausende demonstrieren in Europa

Mehrere Zehntausend Menschen haben in Deutschland und London für eine gerechtere Weltwirtschaft demonstriert. Unter dem Motto "Wir zahlen nicht für Eure Krise!" prangerten die Demonstranten in die Milliardenhilfen für die Banken an.

Zu den Protesten hatte ein Bündnis aus Globalisierungskritikern, antikapitalistischen Gruppen, Gewerkschaften und Parteien aufgerufen. In London zogen Tausende Demonstranten unter dem Motto "Stellt die Menschen an erste Stelle" durch das Regierungsviertel. Vor dem Amtsitz von Premierminister Gordon Brown johlte die Menge und stimmte Buh-Rufe an. Die Kundgebungen läuteten eine Woche der Proteste gegen den Gipfel der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer am 2. April in der britischen Hauptstadt ein.

In Berlin sprach die Polizei von rund 10.000 Teilnehmern. Die befürchteten Ausschreitungen blieben zunächst aus. Zwar habe sich ein schwarzer Block formiert, aber es sei noch alles friedlich, sagte ein Polizeisprecher am Nachmittag. Zur Absicherung des Zuges hatte die Polizei rund 1000 Beamte im Einsatz. In Frankfurt sprach die Polizei von 9000 Teilnehmern, der Mitorganisator attac hingegen von rund 25.000 Demonstranten.

"Wir hassen die Banken"

In Berlin prangerten die Demonstranten auf ihren Transparenten den Kapitalismus an und trugen ihn symbolisch in einem mit roten Rosen geschmückten schwarzen Sarg zu Grabe. "Es war nicht alles schlecht im Kapitalismus" stand auf einem schwarzen Banner, das die Globalisierungskritiker vor dem Sarg hertrugen. Auf anderen Transparenten war zu lesen "Freihandel = Weltwirtschaftskrise" und "keine Spekulation mit Nahrung". Zahlreiche Demonstranten hatten sich mit Masken von US-Präsident Barack Obama, Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy und dem britischen Gipfel-Gastgeber Brown verkleidet.

In London skandierten Demonstranten Parolen wie "Wir hassen die Banken". Andere verschafften sich mit Trillerpfeifen Gehör. Auf Transparenten war zu lesen "Menschen vor Profit", "Raus aus Irak und Afghanistan" sowie "Jobs, Gerechtigkeit, Klima". Die Polizei erklärte, es gebe keine Anzeichen für drohende Ausschreitungen. Die Kundgebung fand aber unter scharfen Sicherheitsvorkehrungen statt.

"Dieser Sommer wird im Zeichen der Wut der Arbeiterklasse stehen", sagte ein 20-jähriger Demonstrant in London. In Großbritannien ist die Zahl der Arbeitslosen auf mehr als zwei Millionen gestiegen, während die Immobilienpreise binnen eines Jahres um elf Prozent gefallen und die Industrieproduktion so stark eingebrochen ist wie schon seit 1981 nicht mehr.

Reuters
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