Gedenkfeier "I love you Daddy"

Mit einer ergreifenden Trauerkundgebung am Ground Zero hat New York am zweiten Jahrestag des 11. September der Opfer des Terroranschlags gedacht. Als Symbol der Hoffnung standen 200 Kinder im Mittelpunkt der Gedenkfeiern.

Als Symbol der Hoffnung standen die 200 Kinder im Mittelpunkt der Gedenkfeiern am zweiten Jahrestag der Terroranschläge vom 11. September. Sie alle verloren vor zwei Jahren einen geliebten Menschen und wollten gemeinsam an die vielen Opfern erinnern. Die Jungen und Mädchen lasen am Donnerstag am Ground Zero in New York die 2.792 Namen vor.

"Ich bin sehr stolz auf meine Kinder", sagte Lynn Morris, deren Ehemann Seth in den Trümmern getötet wurde. Ihre beiden Kinder, die elfjährige Madilynn und der neunjährige Kyle, traten vor das Mikrofon. "Es ist erstaunlich, welche Stärke sie in den Jahren entwickelt haben."

Blumen am Ort des Terrors

Die Familien trafen schon lange vor Beginn der Zeremonie am Morgen ein. Viele trugen weiße oder schwarze Bänder als Zeichen der Trauer. Andere entschieden sich für ein leuchtendes Gelb als Zeichen der Hoffnung. Viele brachten auch Blumen mit, Gänseblumen, Petunien und Rosen, um sie am Ort des Terrors niederzulegen.

Das ehemalige Gelände des Nordturms war von einem Zaun umgeben, an dem Kinder ihre geschriebenen und gemalten Botschaften anbrachten. Eine zeigte ein rotes Herz mit schwarzer Umrandung und der Aufschrift: "Für meinen Papa, Steve Chucknick. Du bist für immer in meinem Herzen. In ewiger Liebe, Dein Sohn Steven."

Bei Sonnenaufgang begann in einem kleinen Park in der Nähe ein ökumenischer Gottesdienst mit der Verlesung von Gedichten und den Liedern eines Kinderchores. "Ich hatte gehofft, ein paar Minuten über die Emotionen des Tages nachzudenken", sagte der 37-jährige Nathaniel Hupert. "Denkt nicht an den leeren Stuhl, sondern an die Menschen, die auf diesen Stühlen gesessen haben", sagte Jim Ogonowski, der seinen Bruder verlor. "Wir müssen die innere Stärke und den Mut finden, unser Leben so zu führen, wie sie es sich gewünscht hätten."

"Es lässt einen nicht los"

Schon lange vor der offiziellen Gedenkveranstaltung begann die Mahnwache in der Kapelle St. Paul’s. Die Geistliche Julie Taylor beschrieb die Heilung als einen lebenslangen Prozess. "Man kommt nicht darüber hinweg, man kann nur damit fertig werden", sagte sie. Ihre Gefühle teilte der ehemalige New Yorker Bürgermeister Rudolph Giuliani. Er sagte vor Beginn der Feierlichkeiten, er wache noch immer nachts auf und denke an den 11. September 2001 zurück. "Es ist etwas, das einen nicht loslässt", erklärte Giuliani. "Es wird einen den Rest des Lebens nicht loslassen."

Am Ground Zero traten die Kinder in Paaren vor das Mikrofon und verlasen die vielen Namen. Einige fügten noch eine persönliche Botschaft hinzu. Die zwölfjährige Christina Marie Aceto sagte: "Ich liebe Dich Papa. Ich vermisse Dich sehr. Richard Anthony Aceto."

Gute Art, meinen Vater zu ehren"

In den vergangenen Wochen übte Lynn Morris mit ihren Kindern immer wieder die Aussprache der Namen, die auf ihrem Teil der Liste standen. Sie suchte auch Zeitungsartikel heraus, damit die beiden Bilder zu den Namen vor Augen hatten. Madilynn trug 14 Namen vor, zuletzt den ihres Vaters, der mit nur 35 Jahren ums Leben kam. "Ich dachte, es wäre eine gute Art, meinen Vater zu ehren", erklärte sie. "Und die anderen Menschen zu ehren."

Erin McClam