Im Bundesland Niederösterreich will die Regierungskoalition von konservativer ÖVP und rechtspopulistischer FPÖ die Verwendung geschlechtersensibler Sprache durch Behörden verbieten. Gendersternchen, das Binnen-I oder Doppelpunkte in Wörtern sollen dann in offiziellen Veröffentlichungen tabu sein, berichtet die Tageszeitung "Der Standard" unter Berufung auf einen Vertreter der FPÖ, Juniorpartner in der Koalition. Die deutsche Sprache solle wieder gerecht zur Anwendung kommen, heißt es demnach in einem Parteien-Papier. Es gehe darum, "den Wahnsinn des Genderns zu beenden", zitiert das Blatt den FPÖ-Sprecher.
Erlass soll Behörden in Niederösterreich Gendern verbieten
Bereits in diesem Sommer solle ein entsprechender Erlass an die Landesbehörden ergehen, auch Bildungseinrichtungen sollen sich dran halten. Die ÖVP betont laut "Standard", Formulierungen wie "Sehr geehrte Damen und Herren" oder "Schülerinnen und Schüler" seien den Beamtinnen und Beamten auch in Zukunft erlaubt. Man halte sich an die Richtlinien des Rats für deutsche Rechtschreibung und dazu zähle der Verzicht auf den Genderstern oder das Gendergap, sagt ÖVP-Landesgeschäftsführer Bernhard Ebner. Wann die Regelung genau in Kraft treten und wie sie im Detail aussehen wird, ist noch nicht bekannt.
Tatsächlich empfiehlt der Rat der deutschen Rechtschreibung, auf Gendersternchen, Unterstrich oder ähnliche Kennzeichnungen mehrgeschlechtlicher Bezeichnungen zu verzichten. Die Verwendung geschlechtersensibler Sprache sei "eine gesellschaftliche und gesellschaftspolitische Aufgabe, die nicht allein mit orthografischen Regeln und Änderungen der Rechtschreibung gelöst werden kann", so der Rat.
Die sozialdemokratische SPÖ, die in der Regierung Niederösterreichs einen Landesrat und eine Landesrätin stellt, lehnt das Vorhaben ab. "Die Prioritäten des schwarz-blauen Bündnisses sagen wirklich alles darüber aus, wofür diese beiden Parteien inzwischen stehen", kritisiert SPÖ-Gleichbehandlungssprecher Mario Lindner. "ÖVP und FPÖ kupfern von Trump und der deutschen AfD ab und versuchen händeringend, irgendwelche Themen zu setzen, um die Bevölkerung von ihrem eigenen Versagen abzulenken."
Jede und jeder darf sprechen, wie er oder sie will
Dass ein Bundesland in Österreich den Behörden die geschlechtersensible Sprache ausdrücklich verbieten will, ist Neuland. FPÖ-Chef Herbert Kickl wettert bei vielen Gelegenheiten gegen den von ihm ausgemachten "Gender-Unsinn" und möchte diesen am liebsten in ganz Österreich verbieten.
Abgesehen von der geplanten Regelung in Niederösterreich, darf aber auch bei unseren Nachbarn jeder und je sprechen und schreiben, wie er oder sie will. Einen Zwang zum Gendern gibt es dort ebenso wenig wie in Deutschland.
Quellen: "Der Standard", Rat für deutsche Rechtschreibung, SPÖ