Georgien hat den Machtkampf mit der abtrünnigen Provinz Adscharien gewonnen. Der bisherige Gouverneur Aslan Abaschidse verließ nach Protesten tausender Menschen in der Nacht zum Donnerstag Georgien. Er traf in Begleitung des Vorsitzenden des russischen Sicherheitsrats, Igor Iwanow, in Moskau ein, wie die Nachrichtenagentur ITAR-Tass berichtete. In der Provinzhauptstadt Batumi wurde diese Nachricht von zahlreichen Demonstranten mit Jubel begrüßt. Der georgische Präsident Michail Saakaschwili erklärte, die Region sei nun wieder frei.
Die Demonstranten hätten der Welt ihr Streben nach Demokratie bewiesen, sagte Saakaschwili in Abaschidses ehemaliger Residenz in Batumi. "Ihr seid Helden", rief er einer begeisterten Menschenmenge zu. Für ganz Georgien beginne jetzt "eine Epoche der Demokratie, des Friedens, eine Epoche wirklicher Einigkeit", wurde der Präsident von ITAR-Tass zitiert.
In der Nacht zurückgetreten
Abaschidse trat nach mehrstündigen Gesprächen mit Iwanow in der Nacht zurück, wie die georgische Regierung mitteilte. Die Demonstranten wurden laut Medienberichten zunächst vom georgischen Ministerpräsidenten Surab Schwania informiert, Saakaschwili gab Abaschidses Rücktritt anschließend im georgischen Fernsehen bekannt.
Der Gouverneur hatte zuvor im Konflikt mit der georgischen Zentralregierung offenbar den Rückhalt in der Bevölkerung verloren. In Batumi hatten am Mittwoch den zweiten Tag in Folge rund 1.000 Menschen gegen seine Politik demonstriert. Sie schwenkten georgische Fahnen und riefen in Sprechchören den Namen Saakaschwilis.
Polizisten verbrüderten sich mit Demonstranten
Der unabhängige Fernsehsender Rustawi-2 zeigte Bilder von Polizisten, die sich offenbar mit Demonstranten verbrüderten. Nach Polizeiangaben wechselten 175 Beamte die Seite. Der stellvertretende adscharische Innenminister, Elgudscha Dschintscharadse, verließ die Region und reiste nach Tiflis aus. Außerdem seien der adscharische Oberstaatsanwalt und ein Verwaltungschef zurückgetreten, sagte der Chef des georgischen Sicherheitsrates, Wano Merabischwili.
Die USA begrüßten den Rücktritt Abaschidses als historischen Tag für die georgische Bevölkerung. Die Autorität Georgiens sei friedlich wiederhergestellt worden, sagte der Sprecher des Weißen Hauses, Richard Boucher.
Autonome Region soll wieder unter georgische Kontrolle
Saakaschwili will die autonome Region Adscharien wieder unter die Kontrolle der Zentralregierung in Tiflis bringen. Der Präsident hatte seinen langjährigen Rivalen Abaschdise am Sonntag ultimativ aufgefordert, die paramilitärischen Gruppen in Adscharien aufzulösen und Repressalien gegen die Opposition einzustellen. Abaschidse ließ daraufhin Brücken zerstören und Eisenbahnverbindungen unterbrechen.
Nach seinem Wahlsieg im Januar hatte Saakaschwili angekündigt, er wolle die territoriale Einheit Georgiens wiederherstellen. In Bürgerkriegen Anfang der 90er Jahre haben sich bereits zwei Regionen, Abchasien und Südossetien, von Georgien losgesagt.