Gesunkenes Kriegsschiff "Cheonan" fuhr möglicherweise auf Mine

Eine Mine aus dem Korea-Krieg hat möglicherweise zum Untergang eines südkoreanischen Kriegsschiffs geführt. Das Wrack der "Cheonan" wurde mittlerweile geortet, die Rettungsaktion für die noch 46 eingeschlossenen Seeleute läuft, auch wenn es für sie kaum noch Hoffnung gibt.

Das unter rätselhaften Umständen am Freitag gesunkene südkoreanische Kriegsschiff "Cheonan" ist möglicherweise auf eine knapp 60 Jahre alte Seemine aus dem Korea-Krieg gelaufen. Während des Krieges von 1950 bis 1953 habe Nordkorea etwa 3000 Minen entlang der Küste der Koreanischen Halbinsel gelegt, sagte der südkoreanische Verteidigungsminister Kim Tae-Young am Montag. Einige dieser Minen könnten aufgetaucht sein und die Explosion verursacht haben.

Nordkorea könnte die Mine sogar mit dem Ziel eingesetzt haben, das Kriegsschiff zu beschädigen, mutmaßte Kim. In ersten Medienberichten war über einen nordkoreanischen Torpedoangriff spekuliert worden. Diese Möglichkeit schloss der Verteidigungsminister aus. Angesichts des ohnehin angespannten Verhältnisses zu Nordkorea äußerten sich die Regierungen in Seoul und Washington insgesamt zurückhaltend zu einer möglichen Rolle Pjöngjangs. Die "Cheonan" war rund 1,8 Kilometer südwestlich der südkoreanischen Insel Baengnyeong untergegangen. In dem Seegebiet kam es in den vergangenen Jahren immer wieder zu Gefechten zwischen der Marine des demokratischen Südens und des kommunistischen Nordens.

Kein Lebenszeichen von vermissten Seeleuten

Mittlerweile wurde auch das Heck des beim Untergang auseinandergebrochenen Schiffes gefunden. 58 der 104 Besatzungsmitglieder überlebten das Unglück, 46 werden noch vermisst. Nach Angaben des südkoreanischen Verteidigungsministeriums erreichten Suchteams am Montag das Wrack der "Cheonan". Lebenszeichen der vermissten Seeleute gab es jedoch nicht. Die Arbeiten der Marinetaucher wurden durch hohen Wellengang und eine starke Strömung erschwert. "Unsere Taucher haben mit Hämmern an das Heck geklopft, aber bis jetzt gab es noch keine Antwort aus dem Innenraum", sagte ein Ministeriumssprecher.

Südkoreas Präsident Lee Myung Bak forderte die Rettungskräfte auf, "nicht die Hoffnung zu verlieren, noch Überlebende zu finden". Möglich ist, dass sich einige der eingeschlossenen Seeleute in Schlupflöcher oder Hohlräume des Schiffes retten und so überleben konnten. Der Präsident rief in seiner Erklärung zudem dazu auf, die Gründe des Unglücks genau zu analysieren und warnte in Hinblick auf eine Verwicklung Nordkoreas vor zu schnellen Mutmaßungen.

Nordkorea warf Südkorea unterdessen am Montag eine Grenzverletzung vor. Südkorea habe Journalisten Zugang zu der entmilitarisierten Zone zwischen den beiden Ländern gewährt und damit gegen das Waffenstillstandsabkommen von 1953 verstoßen, erklärten die nordkoreanischen Streitkräfte. Dies könne ernste Folgen mit "unabsehbaren Ereignissen" nach sich ziehen.

DPA
DPA/APN/AFP