Die Staats- und Regierungschefs von künftig 28 EU-Staaten haben den Beitrittsvertrag Kroatiens zur Europäischen Union unterzeichnet. Bei einer feierlichen Zeremonie setzten für Kroatien Staatspräsident Ivo Josipovic und Regierungschefin Jadranka Kosor ihre Unterschriften unter den Vertrag. Kroatien soll zum 1. Juli 2013 EU-Mitglied werden, nachdem alle EU-Staaten den Vertrag unterzeichnet haben.
EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy sprach von einem "historischen Tag" für Kroatien und die EU. Er verwies auf die umfangreichen Reformen, die das Land umsetzen musste, um die Aufnahmebedingungen der EU zu erfüllen. Der Beitritt Kroatiens zeige allen anderen Ländern des westlichen Balkans, dass "harte Arbeit, Beharrlichkeit, politischer Mut und Entschlossenheit" den Beitritt zur EU möglich machten. "Die zeigt, dass die Zukunft des gesamten Westbalkans in der Europäischen Union liegt."
Als weiteres Balkanland strebt auch Serbien einen EU-Beitritt an. In einem Entwurf für die Abschlusserklärung des EU-Gipfels wurde eine Entscheidung über einen Beitrittskandidaten-Status Serbiens auf März verschoben.
Deutschland als wichtigster Partner
Mit "Danke Deutschland!" würdigten Zeitungen die Rolle der Bundesrepublik bei der Durchsetzung der kroatischen Unabhängigkeit 1991. Deutschland gilt nach den USA als wichtigster Partner, politisch und wirtschaftlich. Deutschland exportiert vor allem Maschinen, Autos und Nahrungsmittel. Die Kroaten liefern Maschinen, Textilien und Elektrotechnik. Nach Angaben des Auswärtigen Amtes leben 220 000 Kroaten in Deutschland. 1,5 Millionen Deutsche verbringen jährlich ihre Ferien an der kroatischen Adria.
Der Tourismus ist mit Einnahmen von knapp sieben Milliarden Euro im laufenden Jahr Kroatiens Wirtschaftszweig mit den größten Perspektiven. Der für 2013 geplante EU-Beitritt dürfte in diesem Sektor zu einem Boom führen. Die weit über 1000 Kilometer lange Festlandsküste und Hunderte Inseln bieten gute Voraussetzungen.
Das kleine Land mit 4,3 Millionen Einwohnern leidet allerdings noch unter den Verwüstungen des Bürgerkrieges (1991-1995). Der Durchschnittsverdienst ist mit umgerechnet 710 Euro im Monat (2010) bescheiden, die Arbeitslosigkeit hoch.