Drastische Maßnahme Schweizer Kanton will Pfleger, die nicht als solche arbeiten, notfalls zum Dienst verpflichten 

Medizinisches Personal behandelt einen Corona-Patienten auf der Intensivstation des Krankenhauses
Medizinisches Personal könnte in der Schweiz bald knapp werden. Das Kanton Graubünden bereitet sich auf den Ernstfall vor.
© Laurent Gillieron / DPA
Die Omikron-Variante sorgt auch in der Schweiz für rasant steigende Infektionszahlen. Eine mögliche Konsequenz: Personalengpässe in wichtigen Berufen. Damit es im Gesundheitswesen gar nicht erst so weit kommt, wappnet sich das Kanton Graubünden jetzt für den Ernstfall.



Es ist eine drastische Maßnahme, eine für den Ernstfall: Das schweizerische Kanton Graubünden will ausgebildetes Pflegepersonal, das aktuell nicht in dieser Branche arbeitet, zum Dienst verpflichten. Das kündigt die dortige Verwaltung in einer Pressemeldung an. "Es ist davon auszugehen, dass die starke Zunahme der Coronafälle die medizinische Versorgung, beziehungsweise die personellen Ressourcen in den Pflegeberufen, an ihre Grenzen bringen wird", heißt es dort. Daher sollen sich alle Personen, auf die die Beschreibung zutrifft und die nicht zu einer Risikogruppe gehören, bei den Behörden melden und gegebenenfalls zum Einsatz verpflichtet werden. 

Schweiz rechnet mit personellen Engpässen im Gesundheitswesen wegen Corona

In einem ersten Schritt geht es erst einmal darum, alle potenzielle Kandidaten zu erfassen, um dann für den Fall der Fälle auf eine Datenbank zugreifen zu können und die Menschen im Pflegesektor notfalls zwangsweise einzusetzen. Angesichts der derzeitigen angespannten Lage werde es unvermeidlich sein, dass Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen künftig personelle Engpässe bewältigen müssen, hieß es weiter.

Die Infektionszahlen in der Schweiz sind zuletzt rasant angestiegen: Mittwoch vermeldete das Bundesamt für Gesundheit 32.881 Neuinfektionen. Die 14-Tage-Inzidenz liegt bei 3467,38. Graubünden zählt dabei zu den Kantonen mit den meisten Corona-Fällen: Die Inzidenz liegt dort mit 5595,81 deutlich über dem bundesweiten Schnitt.

Regierungsberaterin Tanja Stadler teilte bereits am Dienstag mit, dass sie mit einer großen Belastung für Krankenhäuser in der Schweiz rechnet. "Punktuell wird es extrem schwierig", sagte sie. Daher soll etwa auch die Quarantäne von Kontaktpersonen von Infizierten auf fünf Tage verkürzt werden.

mhö

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