Ein Al-Kaida-Terrorist, der in London eine "schmutzige Bombe" hochgehen lassen wollte und auch in den USA verheerende Anschläge plante, ist zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Der 34-jährige Brite indischer Abstammung Dhiren Barot muss mindestens 40 Jahre absitzen, ehe eine Begnadigung möglich ist, entschied am Dienstag ein Gericht in London.
Der Mann, der bereits im August 2004 verhaftet worden war, bekannte sich der Verschwörung zu Mordtaten für schuldig. "Sie haben Morde geplant und wollten darüber hinaus schwere Schläge gegen das Herz der Demokratie und die Sicherheit des Staates führen", sagte der Richter bei der Urteilsbegründung. "Nach diesen Plänen sollten Massaker, Gemetzel und Blutbäder von kolossalem Ausmaß zuerst in Washington, New York und Newark und anschließend in Großbritannien angerichtet werden." Die Verwirklichung dieser Pläne hätte tausende Menschen das Leben kosten und das von Millionen indirekt beeinträchtigen können, sagte der Richter.
Mehrere Anschläge parallel geplant
Zuvor hatte die Staatsanwaltschaft dargelegt, dass der frühere Hindu, der in London lebte und zum Islam konvertiert war, seine Ideen und Planungen für Anschläge der Al-Kaida-Führung in Pakistan unterbreitet hatte. Diese habe den Mann ermuntert, an die Umsetzung seiner Planungen für einen "erinnerungswürdigen schwarzen Tag" zu gehen. Nach den Vorstellungen sollten möglichst viele Anschläge "parallel und synchronisiert" ausgeführt werden. Dazu gehörte auch ein Sprengstoffanschlag auf einen U-Bahnzug in einem Tunnel unter der Themse. Zudem entwarf der Verurteilte Szenarien für Anschläge auf das Hotel Savoy sowie die Bahnstationen Waterloo, Paddington und King's Cross in London. In den USA waren der Sitz der Weltbank und des Internationalen Währungsfonds in Washington sowie die Börse in New York sowie das Hauptquartier der Großbank Citigroup in Newark (Bundesstaat New Jersey) Ziele der von Barot entworfenen Terrorattacken.
Die Planungen begannen nach Erkenntnissen der Ermittler bereits vor den Terroranschlägen in den USA am 11. September 2001. Sie wurden nach der Zerstörung des World Trade Centers in New York durch El- Kaida-Terroristen zunächst auf Eis gelegt, dann aber wieder aufgegriffen. Nach Geheimdienstangaben sollten als Sprengsätze handelsübliche Gas-Container benutzt werden, die zu Bomben umgerüstet werden sollten.
Auf Barots Spur kamen Ermittler, nachdem im Juli 2004 bei einer Anti-Terror-Razzia ein Laptop beschlagnahmt worden war. Darauf fanden sich die 39 Seiten umfassenden Anschlagspläne, die nur dürftig verschleiert waren als "Rohentwurf einer Präsentation für ein Gas- Limousinen-Projekt".
Sechs Terror-Verdächtige in den Niederlanden verhaftet
Unterdessen haben niederländische Polizisten fünf Männer und eine Frau wegen Terrorverdachts festgenommen. Ihnen werde vorgeworfen, junge Muslime für eine Teilnahme am "Heiligen Krieg" rekrutiert zu haben, teilte die Staatsanwaltschaft am Dienstag mit. Es werde untersucht, ob die Festgenommenen einer terroristischen Vereinigung angehören.
Die sechs Personen stammen den Angaben zufolge aus Marokko, den Niederlanden, Tunesien und der Türkei. Sie wurden in den vergangenen Tagen in in Amsterdam und Den Haag festgenommen. Ermittlungen in dem Fall seien bereits im November 2005 eingeleitet worden. Damals habe der Geheimdienst AIVD von drei jungen Niederländern erfahren, welche für die Teilnahme am Dschihad angeworben worden sein sollen. Die drei seien bei einer Reise nach Aserbaidschan im vergangenen Jahr inhaftiert worden.
Der niederländische Koordinator der Terrorabwehr hatte jüngst vor einer anhaltenden Radikalisierung junger niederländischer Muslime gewarnt.