Und schon wieder ein kleines Stückchen Comeback. Karl-Theodor zu Guttenberg soll künftig der EU-Kommission als Berater zum Thema Internetfreiheit zur Seite stehen. Natürlich entbehrt das nicht einer gewissen Ironie: ausgerechnet Guttenberg, der große Plagiator, der von der freien Schwarmintelligenz im Internet überführt wurde und noch immer standhaft leugnet, absichtlich abgeschrieben zu haben. Auf der Pressekonferenz, auf der der umtriebige Ex-Minister von EU-Kommissarin Neelie Kroes präsentiert wird, fallen die Fragen der Journalisten entsprechend aus: "Internetfreihet" - ob das für ihn wohl bedeuten würde: "Copy & Paste für alle?"
So etwas perlt am Politprofi Guttenberg selbstverständlich ab. Edel sieht er aus, mit dunkelblauem Zweireiher und goldgemusterter Krawatte, und edel ist auch sein neuer Job: Guttenberg soll sich mit der Frage befassen, wie die EU-Kommission Internetnutzer, Blogger und Cyberaktivisten in autoritär regierten Ländern unterstützen kann. Dafür soll er Kontakte knüpfen und Dialoge führen mit engagierten EU-Mitgliedsstaaten, Drittländern und Nichtregierungsorganisationen. Eine Bezahlung gibt es dafür nicht, nur die Reisekosten werden von der EU übernommen. Und da dürfte einiges anfallen: Schließlich will Guttenberg seinen Wohnsitz in den USA behalten, wie er sagt, vor allem deswegen, weil sich dort die "wichtigen Akteure" befänden.
So richtig konkret klingt das alles noch nicht. Aber Kommissarin Kroes, die Guttenberg stets Neelie nennt, bezeichnet den CSU-Politiker als "Schlüsselelement" ihrer neuen Strategie zur Internetfreiheit. Demonstrativ stellt sich die Niederländerin vor ihren umstrittenen Berater: Sie kenne Guttenberg seit Langem, er sei gebildet, ein echter "Out-of-the-box-thinker", ein Querdenker also mit unkonventionellen Ideen. Bereits im Sommer habe Kroes bei Guttenberg angefragt, und als ein Journalist wissen möchte, ob es niemand mit besserer Reputation gegeben hätte, antwortet die Kommissarin: "Ich suche nach Talent, nicht nach Heiligen."
"Kein Comeback - in den nächsten Wochen und Monaten"
Im kanadischen Halifax, bei seinem ersten öffentlichen Auftritt nach der Plagiatsaffäre, hatte Guttenberg noch jeden Kontakt zu Journalisten vermieden. Nun lässt es sich nicht mehr vermeiden: "Sie sehen mich hier und nicht in Deutschland", bügelt er die obligatorische Frage nach seinem Comeback ab. "In den nächsten Wochen und Monaten" plane er keine Rückkehr in die Politik - und das lässt sich bei einem wie Guttenberg durchaus als Drohung verstehen. Hinsichtlich eines langfristigen Comebacks lässt er sich allerdings nicht festlegen: "Kein Kommentar, das tut hier nichts zur Sache."
Ein Ergebnis, also irgendeinen Bericht oder Resümee seiner Arbeit, wird Guttenberg nicht vorlegen müssen, so Kroes. Sein Wirken würde man dann am besten sehen können, wenn sich ein autoritärer Staat mithilfe des Internets auf dem Weg zu Demokratisierung befände. Und das würde natürlich ziemlich gut in Guttenbergs Selbstbild passen: Der Freiherr als Retter der syrischen Opposition, oder vielleicht auch der russischen. Einer der weltweit unterwegs ist, um den Unterdrückten dieser Erde Demokratie und Rechtsstaatlichkeit zu bringen. Wer weiß: Vielleicht hat sich Kroes bei ihrer Rede ja auch geirrt und suchte in Wirklichkeit doch einen Heiligen.