Mehrere tausend Demonstranten haben in Haiti die Rückkehr von Ex-Präsident Jean Bertrand Aristide gefordert. Bilder Aristides schwenkend zogen sie von den Armenvierteln der Hauptstadt zu dem von internationalen Truppen bewachten Präsidentenpalast von Port-au-Prince. "Es lebe Aristide, nieder mit Bush", riefen die Demonstranten und beschimpften die ausländischen Soldaten.
Aristide im Exil in der Zentralafrikanischen Republik
Aristide hatte am vergangenen Sonntag nach monatelangen Protesten der Opposition und einem bewaffneten Aufstand mit mehr als 100 Todesopfern auf internationalen Druck das Land verlassen. Aus seinem Exil in der Zentralafrikanischen Republik erklärte er anschließend, er sei nicht freiwillig zurückgetreten und gegen seinen Willen außer Landes gebracht worden. Die USA wiesen Aristides Vorwürfe, ihn "entführt" zu haben, entschieden zurück.
Die Bemühungen um die Bildung einer neuen Regierung gingen am Wochenende weiter. Ein "Rat der Weisen" soll einen neuen Premierminister vorschlagen. Als aussichtsreiche Kandidaten gelten unter anderem der frühere Regierungschef Smarck Michel und der General a.D. Hérard Abraham. Der neue Premierminister tritt die Nachfolge von Yvon Neptune an, der noch von Aristide ernannt worden war.
2000 ausländische Soldaten in Haiti
Bis zum Samstag sind rund 2000 ausländische Soldaten in Haiti eingetroffen. Mehr als die Hälfte stammen aus den USA, die übrigen aus Frankreich und Chile. Am Freitag waren die ersten US-Einheiten in die Großstädte Cap Haitien und Gonaives im Norden des Landes eingezogen, zwei Hochburgen der bewaffneten Anti-Aristide-Rebellen. General James Hill, Kommandeur des Südkommandos der US-Streitkräfte, verkündete, dass in Haiti alle Gruppen bis auf die Nationalpolizei ihre Waffen niederlegen müssten.
Der Rebellenführer Guy Philippe zog seine Ankündigung, seine Einheit zu entwaffnen, wieder zurück. Er sagte in einem Interview mit der US-Tageszeitung "The Miami Herald", er könne seinen Leuten nicht befehlen, ihre Waffen abzugeben, solange es keine Sicherheitsgarantien gebe.