Nach der Rückkehr des früheren haitianischen Präsidenten Jean-Bertrand Aristide in sein Heimatland ist die Polizei am Freitag mit Tränengas gegen Anhänger des ehemaligen Staatschefs vorgegangen. Vor den Augen haitianischer und ausländischer Journalisten setzte die Polizei Tränengas ein, um dem gepanzerten Fahrzeug Aristides in den Menschenmassen den Weg zu seinem Haus freizumachen. Tausende Unterstützer hatten sich zuvor bereits zur Ankunft des Ex-Präsidenten am Flughafen der Hauptstadt Port-au-Prince eingefunden. Als Aristide schließlich sein Haus erreichte, war dies von einer Vielzahl seiner Anhänger sowie von Blauhelmsoldaten umgeben, die aber nicht einschritten.
Unmittelbar nach der Landung auf dem Flughafen der Hauptstadt meldete Aristide am Freitag Ansprüche an und forderte, seine Bewegung Fanmi Lavalas wieder in die Politik aufzunehmen. Die Bewegung ist nicht zur Wahl am Sonntag zugelassen.
Mit der Präsidentenwahl sollen endlich die Weichen für den Beginn des Wiederaufbaus des erdbebenzerstörten Landes gestellt werden. Um das höchste Amt im ärmsten Land Amerikas bewerben sich in der Stichwahl die ehemalige First Lady Mirlande Manigat (70) und der Musiker und Unterhaltungskünstler Michel Martelly (50).
Sie waren als die beiden Erstplatzierten aus dem ersten Wahlgang im November vergangenen Jahres hervorgegangen. Die 4,7 Millionen Wahlberechtigten entscheiden zudem über die Zusammensetzung des aus Senat und Unterhaus bestehenden Kongresses.
Internationale Organisationen äußerten die Befürchtung, dass durch Aristides Anwesenheit die Lage in Haiti zusätzlich destabilisiert werden könnte. Vor allem die USA wollten verhindern, dass Aristide noch vor der entscheidenden Stichwahl zurückkehrt. Bereits im Januar hatte der ehemalige Diktator Jean-Claude Duvalier mit seiner überraschenden Rückkehr für Aufregung in Haiti gesorgt.
Die Rückkehr Aristides wurde von langer Hand vorbereitet. Die internationale Presse war schon vor Tagen immer wieder nach Port-au-Prince gebeten worden, um über die Heimkehr des Ex-Präsidenten zu berichten.
Aristide war 2004 durch eine Rebellion gestürzt worden. Der ehemalige Armenpriester hinterließ ein wirtschaftlich und politisch zerrüttetes Land. Im Februar hatten mehrere Tausend Anhänger Aristides bei Demonstrationen in Port-au-Prince dessen Heimkehr und Neuwahlen gefordert. Aristides seit Februar 2004 unbewohnte Residenz in Tabarre wurde bereits für die Rückkehr des Hausherrn herausgeputzt.