Hindu-Führer in Mumbai gestorben Hunderttausende trauern um Thackeray

Hunderttausende Inder brachten am Sonntag das öffentliche Leben in Mumbai weitgehend zum Stillstand: Sie erwiesen dem Hindu-Nationalisten Thackeray die letzte Ehre.

Nach dem Tod des Hindu-Nationalisten Bal Thackeray haben hunderttausende Inder dem so charismatischen wie umstrittenen Politiker am Sonntag die letzte Ehre erwiesen. In der westlichen Metropole Mumbai herrschte Ausnahmezustand, als der Leichnam des 86-jährig verstorbenen Volkshelden aufgebahrt durch die Straßen gefahren wurde.

Thackeray habe "seinen letzten Atemzug getan", verkündete sein Arzt Jalil Parkar am Samstag vor einer großen Menge, die sich vor dem Haus des Politikers in Mumbai versammelt hatte. Versuche, Thackeray nach einem Herzstillstand wiederzubeleben, seien gescheitert. Der Politiker hatte bereits zuvor wegen einer Verschlechterung seines Gesundheitszustands künstlich beatmet werden müssen.

Unmittelbar nach der Todesnachricht verstärkte die Polizei ihr Aufgebot in Mumbais Straßen aus Angst vor Unruhen massiv. Thackeray hatte die rechtsgerichtete Hindu-Partei Shiv Sena gegründet und in der indischen Gesellschaft stark polarisiert. Er benannte sie nach dem Hindu-Feldherrn Shivaji, der einst gegen die muslimischen Mogulherrscher kämpfte. Seine Partei wurde durch blutige Attacken bei einer Kampagne bekannt, die sie zum Schutz der Marathi-sprechenden Bewohner Mumbais vor dem Einfluss zugewanderter Arbeiter gestartet hatte. Thackeray, bezeichnete sich einst als Hitler-Bewunderer und machte sowohl gegen Muslime als auch gegen die christliche Missionierung in Indien mobil.

Hitler-Verehrer und rechter Hindu-Führer

Seine Anhänger, die vor allem der Arbeiterklasse entstammen, nannte Thackeray "Hindu-Krieger". Immer wieder wurde ihm vorgeworfen, ethnische Unruhen in Indien zu provozieren. Er wurde wegen des Todes von mehr als tausend Menschen, die in den 1990er Jahren im Zuge von Gewalt gegen Muslime getötet wurden, angeklagt, aber nie verurteilt. Seine Partei setzte auch die Umbenennung Bombays in Mumbai durch, um sich vom kolonialen Erbe Indiens zu distanzieren.

Thackerays mit einer indischen Flagge bedeckter Leichnam wurde am Sonntag von einer riesigen Prozession durch die Straßen Mumbais begleitet. Noch auf der Bahre trug der Politiker die für ihn zu Lebzeiten typische Sonnenbrille. Viele Anhänger weinten und streuten Blumen auf den Weg der Prozession zu einem Krematorium. Ein mit Blumen geschmückter Lastwagen brachte den Toten von seinem Haus zum Kremationsgelände, wo er noch am Sonntagabend eingeäschert werden sollte. Der Straßenverkehr kam weitgehend zum Erliegen, viele Restaurants und Geschäfte blieben geschlossen. Aus Angst vor Ausschreitungen gewaltbereiter Shiv-Sena-Anhänger wurden rund 50.000 Polizisten in der Hauptstadt des Bundesstaats Maharashtra eingesetzt. Nach Angaben der Nachrichtenagentur IANS sicherten alleine 20.000 Polizisten die Route der Trauerprozession.

Ein "großartiger Kommunikator"

Der indische Regierungschef Manmohan Singh würdigte Thackeray in einer Twitter-Mitteilung am Samstag als einen "großartigen Kommunikator", der "einmalig" gewesen sei. Der Hindu-Politiker habe "die Sprache der Massen" gesprochen und ihnen "Hoffnung gegeben", sagte die Kolumnistin Shobhaa De dem Sender CNN-IBN. Wegen seiner Furchtlosigkeit und Kompromisslosigkeit bekam er den Beinamen "Der Tiger".

In den Tagen vor Thackerays Tod hatten bereits zahlreiche Prominente, darunter Politiker, Geschäftsleute und Bollywood-Schauspieler wie Altstar Amitabh Bachchan sein Haus besucht. Bei der Abschiedszeremonie am Sonntag sagte ein Büroangestellter aus Mumbai: "Wir haben unseren Paten verloren." Eine Hausfrau sagte, ihr Leben werde "nie wieder" sein wie zuvor. "Er war ein Mann, dessen gesamtes Wirken sich darum drehte, unsere Rechte zu schützen", fügte sie hinzu.

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kave/AFP/DPA