Auf seinem zerstörerischen Kurs durch die Karibik hat der Hurrikan "Dean" am Dienstag die mexikanische Halbinsel Yucatan erreicht. Mit einer Windgeschwindigkeit von etwa 270 Kilometern pro Stunde raste der Wirbelsturm nahe des Hafens Costa Maya, einer beliebten Station für Kreuzfahrtschiffe, über die Küste hinweg. Danach schwächte er sich zunächst deutlich ab. In der Region waren zehntausende Touristen und Einheimische von dem Sturm bedroht. Nach einer ersten Bestandsaufnahme hinterließ der Sturm in der Ferienregion Cancun keine größeren Schäden, wie die Reiseveranstalter TUI und Thomas Cook weiter mitteilte. Gäste wurden demnach wohl nicht verletzt.
Mehr Wirbelstürme durch Erderwärmung
Das US-Hurrikanzentrum stufte den Sturm von der höchsten Kategorie um zwei Stufen auf Stärke drei herab. An Land erreichten die Böen nun noch Geschwindigkeiten von bis zu 200 Stundenkilometern, teilte die Behörde mit. Wirbelstürme der Kategorie Fünf sind sehr selten. 2005 suchten jedoch vier solcher Hurrikans die Karibik und den Golf von Mexiko heim - darunter auch der Sturm "Katrina", der New Orleans zerstörte. Die erhöhte Anzahl schwerer Wirbelstürme in den vergangenen Jahren führen Wissenschaftler auch auf die Erderwärmung zurück.
"Dean" brachte der mexikanischen Karibikküste schwere Regenfälle. Hohe Wellen peitschten an die Strände. In der Spitze erreichten Böen gar Geschwindigkeiten von 320 Kilometern pro Stunde. In den Ortschaften blieben die Geschäfte geschlossen, Fenster und Türen waren verbarrikadiert. Polizisten und Soldaten patrouillierten in den Straßen, um eine Ausgangssperre zu überwachen. Die Flughäfen der Urlauberressorts Cancun und Cozumel stoppten ihren Betrieb. Am Dienstag wurde mit dem Hafen in Coatzacoalcos das dritte größere Öl-Exportterminal Mexikos geschlossen.
Menschen suchen in Notunterkünften Schutz
Einheimische wie Touristen suchten in Notunterkünften Schutz. In dem Urlaubsort Playa del Carmen brachten sich etwa 400 Menschen in einem Hotel in Sicherheit, die meisten von ihnen Reisende. Bis zu zwölf Menschen teilten sich ein Zimmer. "Wir könnten hier zwei bis drei Tage ohne Wasser oder Elektrizität aushalten", sagte ein Italiener, der in seinem Zimmer Konserven und Energydrinks hortete. Ein deutscher Urlauber zeigte sich zuversichtlich. "Ich habe keine Angst", sagte er. Sorgen würden sich vor allem seine Verwandten in Deutschland machen. In der Stadt Chetumal fiel der Strom aus, der Sturm riss zahlreiche Bäume und Masten nieder.
Die "Riviera Maya" ist für ihre weißen Sandstrände und jahrhundertealten Ruinen weltberühmt. In der Gegend befinden sich unter anderem die bei Touristen beliebten Maya-Ruinen von Tulum. Hier bestehen viele Unterkünfte nur aus Strohhütten.
"Ein Hurrikan der Kategorie Fünf ist einfach der Horror - ich weiß, wovon ich rede", sagte Marcos Ruiz von der Tourismusbehörde in Tulum. Erst vor zwei Jahre hatte Hurrikan "Wilma" die Region schwer verwüstet. Damals starben sieben Menschen; es entstand ein Sachschaden von 2,6 Milliarden Dollar. Präsident Felipe Calderon hatte am Montag angekündigt, seinen Besuch in Kanada wegen des Hurrikans zu verkürzen und noch am Dienstag nach Mexiko zurückzukehren.
Ölversorgung nur wenig beeinträchtigt
Auf seinem Weg durch die Karibik hat "Dean" bereits elf Menschen in den Tod gerissen. Auf Jamaika, Haiti und anderen Inseln richtete er verheerende Schäden an. Nach Angaben des Deutschen Reiseverbands (DRV) sind die Hotels der deutschen Veranstalter auf Jamaika von dem Sturm weitestgehend verschont geblieben. Alle Urlauber seien wohlauf, teilte der Verband am Dienstag mit.
Es wird erwartet, dass "Dean" die Halbinsel Yucatan überquert, dann über den Golf von Mexiko fegt, um schließlich im mexikanischen Bundesstaat Veracruz wieder auf Land zu treffen. Das staatliche mexikanische Ölunternehmen stellte die gesamte Produktion im Golf von Campeche ein. Allerdings werde die Ölversorgung durch "Dean" weniger stark beeinträchtigt als etwa durch die Wirbelstürme Rita und Katrina 2005, sagte der stellvertretende Direktor der Internationalen Energiebehörde IEA.