Eine Hutverkäuferin in den USA hat mit Werbung für einen Aufnäher für nicht gegen das Coronavirus geimpfte Menschen einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. Die Inhaberin von Hatwrks in Nashville, im US-Bundesstaat Tennessee, veröffentlichte auf Instagram ein Bild von einer Frau, die einen gelben Stern im Stile des sogenannten Judensterns mit der Aufschrift "Not Vaccinated" ("Ungeimpft") auf ihrem T-Shirt trägt. Die Nationalsozialisten in Deutschland hatten mit dem Davidstern Juden gekennzeichnet und gebrandmarkt.
"Aufnäher sind da!", hieß es in der Bildunterschrift des Fotos. "Sie sind großartig geworden. 5 $ pro Stück ... In Kürze bieten wir auch Trucker-Caps an."
"Der Holocaust ist keine Marketingaktion"
In den sozialen Medien empörten sich Tausende Userinnen und User über das Posting, das mittlerweile entfernt wurde. Einige kritisierten die Aktion unter dem Hashtag #HateWorks als Antisemitismus, Hass und Ignoranz. Auf der Facebookseite des Ladens schrieb jemand: "Eure Nazistern-Aufnäher sind möglicherweise das Beleidigendste und Antisemitischste, was ich je gesehen habe."
Auch direkt vor Ort formierte sich Protest: US-Medienberichten zufolge demonstrierten am Wochenende Dutzende Menschen vor dem Hatwrks-Geschäft gegen die Verkaufsaktion. Sie führten Schilder und Banner mit Aufschriften wie: "Der Holocaust ist keine Marketingaktion", "Holocaust-Bilder sind nicht zum Hüte verkaufen" und "Keine Nazis in Nashville!" mit sich.
Der legendäre US-Huthersteller Stetson gab bekannt, dass er Hatwrks nicht mehr beliefern werde: "Als Folge der beleidigenden Inhalte und Meinungen, die von Hatwrks in Nashville geteilt wurden, werden Stetson und unsere Vertriebspartner den Verkauf aller Stetson-Produkte einstellen", verkündete das weltbekannte Unternehmen via Twittter.
Die Hatwrks-Inhaberin verteidigte ihren Post zunächst gegen die Kritik als Aktion gegen einen möglicherweise durch die Corona-Maßnahmen und die Impfkampagnen drohenden Faschismus: "Die Leute sind so empört über meinen Beitrag? Aber sind Sie empört über die Tyrannei, die die Welt erlebt? Wenn Sie nicht verstehen, was passiert, liegt das an Ihnen, nicht an mir."
In einem separaten Instagram-Post schrieb @hatwrksnashville: "Eure Kinder können nicht in die Schule zurückkehren, ohne dass ihr Eure Papiere vorzeigt. Du kannst nicht zurück an die Universität, ohne Deine Papiere vorzuzeigen. Du kannst Deinen Job nicht behalten, ohne Deine Papiere vorzuzeigen. Du kannst keine öffentlichen Verkehrsmittel benutzen, ohne Deine Papiere vorzuzeigen. [...] Du kannst keine privaten Unternehmen betreten, ohne deine Papiere vorzuzeigen."
"Das glaubt uns sonst niemand": Warum ein Intensivpfleger nach Schichtende zur Kamera griff

In diesem Zimmer der Intensiv-Station lagen Fälle, bei denen der Verdacht auf eine Corona-Infektion noch unbestätigt war. Auch diese Ungewissheit, nie sicher sein zu können, ob ein neu eingelieferter Patient infiziert ist oder nicht, hat die Arbeit des Krankenhaus-Personals extrem aufwändig gemacht. Sie mussten ja nicht nur sich selbst schützen, sondern auch ständig die Schutzkleidung wechseln, um ja nicht andere Patienten in Gefahr zu bringen.
Die Intensivstation des Universitätsspitals Basel, auf der ich arbeite, hat 46 Intensiv-Betten. In der ersten Welle waren zu Spitzenzeiten 17 oder 18 davon mit Corona-Patienten belegt. Dazu kamen immer einige Verdachtsfälle, bei denen eine Infektion noch nicht ausgeschlossen werden konnte. Die mussten zunächst ebenfalls isoliert werden. Das heißt: Die halbe Station war mit isolierten Patienten blockiert. Im Herbst hatten wir zu Spitzenzeiten sogar 22 oder 23 Corona-Patienten auf der Intensiv-Station. Und die zweite Welle dauert ja viel länger als die erste: über drei Monate lang."
Zumindest würden alle ungeimpften Menschen von der Gesellschaft abgesondert, markiert und müssten eine Maske tragen, behauptete Hatwrks. "Was kommt als nächstes?" Das sei keine Fiktion, das geschehe gerade jetzt, es gäbe Anstöße in diese Richtung.
Hatwrks entschuldigt sich schließlich
Vertreter jüdischer Organisationen veurteilten die Verkaufsaktion dagegen: Die Tennessee Holocaust Commission nannte sie "entsetzlich". Die Jewish Federation & Jewish Foundation of Nashville & Middle Tennessee schrieb in den sozialen Medien: "Dieses Maß an vorsätzlicher Ignoranz und feiger Grausamkeit ist ein Bärendienst für die Erinnerung an die sechs Millionen Juden, die während des Holocausts ermordet wurden.

Angesichts des gewaltigen Wirbels entschuldigte sich Hatwrks schließlich für sein Posting: "In keiner Weise hatte ich die Absicht, den Davidstern zu trivialisieren oder nicht zu respektieren, was Millionen von Menschen widerfahren ist. Das ist nicht das, was ich bin und wofür ich stehe", versicherte die Firmenchefin. Sie habe nicht die Absicht gehabt, die Judenverfolgung auszunutzen oder Profit damit zu machen. "Meine Hoffnung war es, meine aufrichtige Sorge und Angst zu teilen und alles zu tun, was ich kann, um sicherzustellen, dass so etwas nie wieder passiert. Ich entschuldige mich aufrichtig für jegliche Unsensibilität."
Quellen: "The Tennesseean", Instagram, Twitter, "Huffington Post"