Das von russischen Truppen besetzte Atomkraftwerk Saporischschja in der Ukraine ist nach Angaben der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA erneut vom Netz genommen worden. "Das AKW Saporischschja verlor erneut die Verbindung zu seiner letzten verbleibenden externen Hauptstromleitung, aber die Anlage liefert weiterhin Strom über die Reserveleitung an das Netz, wurde der IAEA heute vor Ort mitgeteilt", heißt es in einem Tweet der Behörde vom Samstag. Der Vorfall ereignete sich demnach weniger als 48 Stunden, nachdem IAEA-Chef Rafael Grossi das Akw erreichte.
Die Anlagenverwaltung habe zudem mitgeteilt, dass eine der beiden Betriebseinheiten des Atomkraftwerkes aufgrund von Netzbeschränkungen vom Netz getrennt wurde. Ein Reaktor sei noch in Betrieb und produziere Strom sowohl für die Kühlung als auch für andere wichtige Sicherheitsfunktionen vor Ort sowie für das Stromnetz, heißt es. Laut der IAEA-Mitteilung verfügte das Akw ursprünglich über insgesamt vier Hauptstromleitungen. Drei davon seien schon "früher während des Konflikts" abgeschnitten worden.
Unterbrechung bereits am 25. August
"Unser Team vor Ort erhielt direkte, schnelle und zuverlässige Informationen über die neuesten signifikanten Entwicklungen, die sich auf die Außenstromsituation der Anlage sowie den Betriebsstatus der Reaktoren auswirken. Wir haben bereits ein besseres Verständnis für die Funktionalität der Reservestromleitung beim Anschluss der Anlage an das Netz. Das sind entscheidende Informationen, um die Gesamtsituation dort zu beurteilen", so Grossi.
Die Unterbrechung der Stromleitung – die vorübergehend auch am 25. August unterbrochen wurde – folgte auf erneuten Beschuss in dem Gebiet, teilte die Ukraine der IAEA separat mit, wie es in einer Mitteilung heißt. In den vergangenen Wochen war die Gegend der Nuklearanlage wiederholt beschossen worden, was Ängste vor einer Atomkatastrophe ähnlich wie 1986 in Tschernobyl ausgelöst hatte.

Die Ukraine wirft Russland zudem vor, schwere Waffen auf dem Akw-Gelände zu lagern und dieses als Basis für Angriffe auf ukrainische Stellungen zu benutzen. Moskau bestreitet dies und versichert, die in der Nuklearanlage stationierten Soldaten seien lediglich für die Absicherung des Akw zuständig.