In Island hat am Samstag eine Volksabstimmung über die umstrittene Milliarden-Entschädigung an Großbritannien und die Niederlande wegen der Pleite der isländischen Icesave-Bank begonnen. Umfragen zufolge dürften drei Viertel der rund 230.000 Wahlberechtigten gegen das Ende 2009 vom Parlament mit knapper Mehrheit angenommene Gesetz votieren. Die Regelung sieht eine schrittweise Rückzahlung von 3,9 Milliarden Euro an die Regierungen in London und Den Haag vor, die in dieser Höhe mehr als 300.000 ihrer Bürger für den Verlust ihrer Spareinlagen bei Icesave entschädigt hatten.
Das Parlament in Reykjavik hatte das Gesetz zwar Ende Dezember angenommen. Wegen des Widerstands in der Bevölkerung verhinderte der isländische Präsident Olafur Ragnar Grimsson aber dessen Inkrafttreten und setzte das Referendum an. Mit ersten Ergebnissen der Volksabstimmung wird nach Schließung der Wahllokale um 23.00 Uhr (MEZ) gerechnet. Am Nachmittag ist eine Demonstration gegen die Entschädigungszahlungen vor dem Parlament in Reykjavik geplant.
Islands Ministerpräsidentin Johanna Sigurdardottir, die sich ungeachtet des Referendums in weiteren Verhandlungen um eine günstigere Lösung für ihr Land bemühte, schloss ihren Rücktritt im Fall einer Ablehnung aus. Ein Nein der Isländer könnte nach Einschätzung von Experten aber Hilfsgelder des Internationalen Währungsfonds (IWF) blockieren und die Beitrittsverhandlungen mit der EU erschweren. Das einst wohlhabende Island war von der Finanzkrise besonders hart getroffen worden, ein Staatsbankrott wurde nur durch einen Milliardenkredit des IWF und der skandinavischen Länder verhindert.