Die größte Demokratie der Welt, durch Mahatma Ghandi im Namen der Gewaltlosigkeit gegründet, war und ist alles andere als ein friedliches, aggressionsfreies Land. Schon die Teilung der ehemaligen britischen Kolonie in den vorherrschend hinduistischen Staat Indien und das überwiegend muslimische Pakistan, zu dem bis 1971 auch das heutige Bangladesh gehörte, verlief 1947 blutig, etwa eine Million Menschen kamen bei den meist religiös motivierten Ausschreitungen um.
Kampf um Kaschmir wichtigster Grund für blutige Aktionen
Die Spannungen zwischen beiden Ländern und besonders ihr Kampf um die geteilte Provinz Kaschmir ist bis heute noch immer der wichtigste Grund für die blutigen Aktionen terroristischer Gruppen. Das Erstarken fundamentalistischer Gruppen und Ideologien in der islamischen Welt hat diesen militanten Zellen in jüngster Zeit zusätzlich Auftrieb gegeben.
Auch wenn Indien - in seiner Außen-Darstellung eine aufstrebende technologieorientierte Weltmacht - ungern darüber spricht, ist es eine Tatsache, dass in über 230 der 606 indischen Distrikte terroristische Gruppen operieren und ihre Anschläge jedes Jahr Hunderten von Menschen das Leben kosten.
Mit Schwerpunkt in, unwegsamen Dschungelprovinzen kämpfen in Zentralindien die Naxaliten, eine maoistische Kaderpartei. Sie liefern sich mit Polizei und Grundbesitzern blutige Kleinkriege und kontrollieren inzwischen ganze Landstriche.
Dazu kommen noch kleinere regionale Terrorgruppen in den nordöstlichen Provinzen Assam und Manipur. Sie wollen für sich so unterschiedliche Ziele wie Unabhängigkeit, ein Ende der Überfremdung durch illegale Einwanderer aus Bangladesh, autonome Stammesgebiete oder sogar einen Zusammenschluss mit verwandten Völkern im angrenzenden Myanmar.
Die größten und gefährlichsten Gruppierungen sind jedoch die Gotteskrieger von Organisationen wie "Bewegung des Heiligen Islamischen Kampfs" oder "Armee der Reinen". Sie wollen mit Gewalt vor allem ein islamisches von Indien unabhängiges Kaschmir erzwingen. Ihre Zentralen haben sie in Pakistan beziehungsweise Bangladesh und von dort aus sickern sie nach Indien ein, was zu häufigen Grenz-Gefechten mit dem indischen Militär führt.
Sie werden am dringendsten verdächtig, hinter der langen Reihe von gut geplanten Sprengstoff-Attentaten in indischen Großstädten zu stehen, die seit 2005 das Land in Schrecken versetzen.
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Eine - unvollständige - Chronologie des Terrors:
Oktober 2005: Drei Bomben auf einem Markt in Delhi - 62 Tote
März 2006
: Zwei Bomben auf einem Bahnhof und in einem Tempel der Pilgerstadt Varanasi - 20 Tote
Juli 2006
: Sieben Bomben in Mumbaier Vorortzügen - über 200 Tote
September 2006
: Zwei Expolsionen in einer Moschee von Malegaon - 30 Tote
Februar 2007
: Zwei Bomben setzen den Express von Delhi nach Lahore in Brand - 66 Tote
Mai 2007
: Eine Bombe in einer Moschee von Hydarabad - 11 Tote
August 2007
: Wieder Hydarabad, Bomben an mehreren Stellen - 30 Tote
Oktober 2007
: Explosion beim Sharif Schrein in Ajmer - 2 Tote
Januar 2008
: Terrorangriff auf ein Armeelager bei Ranpur - 8 Tote
Mai 2008
: Sechs Bomben in der malerischen Touristenstadt Jaipur -mehr als 80 Tote