Irak Bushs Milliardengrab

Die Kosten für den Wiederaufbau des Irak werden einen zweistelligen Milliardenbetrag in diesem Jahr verschlingen. Haushaltsdefizit und die hohe Zahl der getöteten US-Soldaten machen Bush zusätzlich zu schaffen.

George W. Bush stehen schwere Zeiten bevor, die Negativschlagzeilen nehmen für den US-Präsidenten kein Ende. Nicht nur an der Heimatfront, wo Haushaltsdefizit und schlechte Umfragewerte der Bush-Administration zu schaffen machen, auch die tägliche Gefährdung der US-Soldaten im Irak drücken auf die Stimmung in den Vereinigten Staaten. Die letzte Hiobsbotschaft kommt aus Bagdad. Der Wiederaufbau des Landes wird nach Ansicht des US-Zivilverwalters Paul Bremer in diesem Jahr Dollarbeträge im zweistelligen Milliardenbereich verschlingen, die aus dem Ausland kommen müssen.

Milliarden Dollar für den Irak

Das sei mehr als das Land erwirtschafte, sagte Bremer der Zeitung "Washington Post". Es sei "nahezu unmöglich", die Kosten für den wirtschaftlichen Wiederaufbau zu übertreiben. Allein zwei Milliarden Dollar seien nötig, um den Strombedarf zu decken. 16 Milliarden Dollar koste in den kommenden vier Jahren die Versorgung aller Iraker mit sauberem Wasser. Es werde Jahre dauern und zahllose Milliarden Dollar kosten, bis der Irak wieder funktionsfähig sei, sagte Bremer.

Zu den Wiederaufbaukosten kommen für die USA monatlich vier Milliarden Dollar, die für den Militäreinsatz aufgewendet werden müssen. Hoffnungen der US-Regierung auf rasche Erträge aus der irakischen Ölförderung haben sich nicht erfüllt. Immer wieder sind die Anlagen Ziel von Angriffen und Plünderungen. Bremer sagte, er hoffe, dass die irakische Ölförderung bis Oktober 2004 wieder das Vorkriegsniveau erreichen werde. Aber selbst dann würde die Öl-Industrie nicht die nötigen Gewinne erwirtschaften, um die Wiederaufbaukosten abzudecken. Derzeit werde ein "sehr intensiver Dialog" mit dem Regierenden Rat im Irak geführt, um das Land für ausländische Investoren zu öffnen, sagte Bremer.

Bush hatte am Dienstag gesagt, für den Wiederaufbau sei ein "substanzieller" Aufwand an Zeit und Geld erforderlich. Er werde versuchen, mehr Länder davon zu überzeugen, die US-Bemühungen zu unterstützen. Viele Länder haben sich bislang zurückhaltend in dieser Frage geäußert. Sie wünschen eine stärkere Rolle der Vereinten Nationen in der Verwaltung des Irak. Die aber wird ihnen bisher von den USA verwehrt.

"Totaler Sieg im Krieg gegen den Terror"

Ein Jahr vor der Präsidentenwahl ist die Zahl der nach dem offiziellen Kriegsende getöteten Amerikaner höher als vor dem Krieg. Im Krieg starben 138 US-Soldaten, seit dem 1. Mai sind es bereits 140. Bisher gibt es aber kein Einlenken der US-Führung, was die Strategie im Irak betrifft. Auch wenn keine Massenvernichtungswaffen gefunden wurden, hält Bush daran fest, dass die Entscheidung für den Krieg richtig gewesen sei. Von seiner Linie im Anti-Terrorkampf will er nicht abweichen.

Angesichts der schlechten Sicherheitalage im Irak und seiner sinkenden Popularität hat er die Absicht bekräftigt, an der Strategie präventiver Militärschläge festzuhalten. "Unser einziges Ziel ist der totale Sieg im Krieg gegen den Terror", sagte Bush am Dienstag auf dem Jahrestreffen der Veteranenorganisation Amerikanische Legion in St. Louis. "Wir haben eine neue Strategie für eine neue Art von Krieg angenommen: Wir werden nicht warten, bis die bekannten Gegner uns wieder angreifen. Wir werden sie angreifen."