Irak-Konflikt "Geht zur Seite, wir kommen rein"

Durch den Aufmarsch amerikanischer und britischer Truppen in der Golfregion sehen sich die UN-Waffeninspektoren im Irak zunehmend unter Zeitdruck.

Der Chef der UN-Waffeninspekteure, Hans Blix, hat auf die immensen Kosten eines Kriegs gegen Irak hingewiesen und zugleich um Vertrauen für seine Rüstungskontrolleure geworben. Ein Militärschlag mit 250.000 Soldaten werde vermutlich insgesamt mehr als 100 Milliarden Dollar kosten, sagte Blix am Montag. Zudem sei mit vielen Toten, Verletzten und Kriegsschäden im Land zu rechnen, warnte er. Sein aus 250 bis 300 Mann starkes Team koste dagegen pro Jahr nur 80 Millionen US-Dollar (etwa 80 Millionen Euro).

Blix sagte, der Irak müsse nun rasch die offenen Fragen zu seinem Waffenprogramm beantworten, sonst drohe ein Krieg. Mit Blick auf den forcierten Aufmarsch der USA am Golf sagte er: "Ich glaube, die Iraker müssen sich nur an ihren Außengrenzen umsehen, dann sollte ihnen der Ernst der Lage bewusst werden." Nach seiner Darstellung wird die Suche der UN-Rüstungsinspektoren nach Massenvernichtungswaffen noch Monate dauern.

Auf Grundlage neuer Geheimdienstinformationen haben die UN-Rüstungsinspektoren zu Wochenbeginn ihre Suche nach Massenvernichtungswaffen in Irak ausgeweitet. Sie hätten bereits Einrichtungen aufgesucht, die zuvor noch nicht besichtigt worden seien, erklärte UN-Chefinspektor Hans Blix im britischen Rundfunksender BBC. Weitere würden folgen. "Wir haben unser Netz ausgeweitet. Ob sich die Qualität der Arbeit verbessert, hängt davon ab, wie gut die Geheimdienstinformationen waren. Wir werden das überprüfen", sagte Blix.

Auf die Frage, ob die Inspektoren bislang etwas Verdächtiges gefunden hätten, sagte Blix: "Wir haben mehrere Fälle entdeckt, in denen es klar ist, dass Irak mit Waffen in Verbindung stehendes Material importiert und damit gegen das Verbot des Sicherheitsrats verstoßen hat." Ob diese Fälle etwas mit Massenvernichtungswaffen zu tun hätten, müsse noch herausgefunden werden.

Durch den Aufmarsch der amerikanischen und britischen Truppen in der Golfregion sehen sich die UN- Waffeninspektoren im Irak zunehmend unter Zeitdruck, so Hans Blix weiter in dem Interview mit der britischen BBC. Er sei nicht sicher, ob ihm genug Zeit gegeben werde, seine Arbeit zu beenden, sagte Blix, obwohl den Inspektoren mittlerweile auch Hinweise westlicher Geheimdienste auf mögliche Massenvernichtungswaffen im Irak vorliegen. „Es kann sein, dass es eines Tages heißt, "’Geht zur Seite Jungs, wir kommen jetzt rein’", sagte Blix mit Blick auf die ständig größer werdende Zahl an amerikanischen und britischen Soldaten in der Golfregion.

Er glaube aber, dass die allermeisten Menschen und die meisten Regierungen lieber eine friedliche Entwaffnung des Irak sehen würden, sagte Blix. Zuvor hatte bereits der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEO), Mohammed el Baradei, in Paris betont, dass die Waffeninspekteure im Irak noch "einige Monate" bräuchten, um ihre Arbeit erfolgreich beenden zu können. Nach einem Gespräch mit dem französischen Außenminister Dominique de Villepin sagte el Baradei, bislang nehme der Irak "eine passive Haltung ein, wir wünschten uns eine aktive Zusammenarbeit".

IAEO-Sprecher Mark Gwozdecky sagte der BBC, die Waffeninspekteure benötigten etwa ein Jahr für eine "zuverlässige" Untersuchung der irakischen Waffenprogramme. In vielen Fällen müssten Einrichtungen mehrfach durchsucht werden. Er äußerte sich dennoch zuversichtlich, dass die Experten vor Ort jedes verbotene Nuklearprogramm entdecken könnten. Angesichts der bisher guten Kooperation der Iraker sei dies möglich. "Ist es nicht ein Jahr wert, um eine nachhaltige, überprüfbare Lösung diese Problems zu bekommen?"

DPA

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