Es sei im Interesse aller Beteiligten, dass die Berichte der Inspekteure das höchste Maß an Glaubwürdigkeit hätten, sagte Chris Patten bei einem Besuch in Australien am Ostersonntag. Unterdessen hat das türkische Militär der Entsendung von Einheiten für die Friedenssicherung im Irak zugestimmt. Wie der private Fernsehsender NTV berichtete, hat der Generalstab seine Bereitschaft erklärt, auf Ersuchen der USA Atom- und Sprengstoffexperten sowie andere Hilfskräfte in das Nachbarland zu schicken.
Misstrauen gegen Kriegsallianz
Nach Ansicht von EU-Kommissar Patten würde die arabische und islamische Welt möglichen Waffenfunden im Irak skeptisch gegenüberstehen, wenn an der Suche nach Massenvernichtungswaffen nur Staaten der Kriegsallianz beteiligt wären. Vor Patten hatte bereits der Chef der UN-Inspekteure im Irak, Hans Blix, die Wiederaufnahme der Waffenkontrollen durch eine von der Staatengemeinschaft legitimierte Spezialistentruppe gefordert. Die USA wollen dagegen mit einem umfangreichen Aufgebot an eigenen Waffeninspekteuren im Irak nach Massenvernichtungswaffen suchen.
Auch Australien unterstützt Rückkehr
Der australische Außenminister Alexander Downer unterstützt ebenfalls den Ruf nach Rückkehr der UN-Inspekteure. Einer Beteiligung der Vereinten Nationen stärke das Vertrauen der internationalen Gemeinschaft in etwaige Entdeckungen, sagte er. Australien ist mit rund 2.000 Soldaten am Krieg gegen den Irak beteiligt.
Türkisches Militär will Friesdenstruppen schicken
Der türkische Generalstab bekundete am Samstag seine Bereitschaft, Atom- und Sprengstoffexperten in den Irak zu schicken. Eine solche Mission bedarf jedoch der Zustimmung der türkischen Regierung. Umfang und Ort einer möglichen Stationierung des türkischen Kontingents blieben aber unklar. Das Parlament in Ankara hatte den USA vor Beginn des Irak-Kriegs zunächst den Ausbau türkischer Stützpunkte gestattet, dann aber die Stationierung von bis zu 62.000 Soldaten sowie mehr als 300 Flugzeugen und Hubschraubern verweigert.
Befreite Soldaten zurück in USA
Unter großem Jubel sind am späten Samstagabend (Ortszeit) sieben aus irakischer Kriegsgefangenschaft befreite US-Soldaten in ihre Heimat zurückgekehrt. Stundenlang hatten Angehörigen und Freunde im texanischen Fort Bliss nahe El Paso auf die Ankunft der Sieben gewartet, die drei Wochen lang in Kriegsgefangenschaft verbracht hatten. Die Soldaten waren am 13. April - ebenso wie die später spektakulär befreite Jessica Lynch - bei Nasirija im Süden des Landes in irakische Gewalt geraten. Kurz nach ihrer Gefangennahme waren einige von ihnen im irakischen Fernsehen vorgeführt worden.
Verletzte bei Übergabe von Munition
Unterdessen sind bei der Explosion eines Munitionsteils in der irakischen Hauptstadt Bagdad am Samstag ein irakisches Kind und vier US-Soldaten verletzt worden. Wie das US-Zentralkommando mitteilte, hatte sich das Kind einer US-Patrouille genähert, um den Soldaten den Sprengkörper zu übergeben. Als ein Soldat versuchte, dem Kind die nicht detonierte Granate aus der Hand zu nehmen, sei diese explodiert. Nach einem Bericht des US-Fernsehsenders CNN handelte es sich um einen Blindgänger aus einer amerikanischen Splitterbombe.
Versuchte Plünderungen gehen weiter
In Basra nahmen britische Soldaten am Samstag 57 Männer fest, die in die Zentralbank der südirakischen Stadt eingebrochen waren. Wie der britische Sender BBC am Abend berichtete, war es den Bankräubern gelungen, einen der Tresorräume aufzusprengen. Dafür hatten sie Granaten an einer meterdicken Wand des Gebäudes befestigt. Um weitere Überfälle zu verhindern, ließen die Briten Panzer vor der Bank auffahren.
Downer erwartet Siegeserklärung
Die Alliierten im Krieg gegen den Irak werden nach den Worten des australischen Außenministers Alexander Downer schon in wenigen Tagen offiziell ihren Sieg erklären. Die Kriegsverbündeten USA, Großbritannien und Australien hätten bereits beraten, wie und auf welche Weise dies geschehen solle, sagte Downer nach Angaben des australischen Rundfunksenders ABC vom Sonntag. Mit einer derartigen Erklärung sei innerhalb der nächsten Tage zu rechnen. Die Proklamation des Sieges müsse "rechtlich absolut akkurat" sein und "den richtigen politischen Ton treffen", unterstrich Downer.
Schiiten pilgern nach Kerbala
Schiitische Pilger haben sich am Sonntag erstmals seit über 20 Jahren zu einer Wallfahrt in die südirakische Stadt Kerbala aufgemacht. Wie der US-Nachrichtensender CNN berichtete, machten sich größere Gruppen von Schiiten am Morgen auf den Weg. In dem Wallfahrtsort befindet sich die Hussein-Moschee, die dem im Jahr 680 getöteten Enkel des Propheten Mohammed gewidmet ist. Die Moschee ist Muslimen schiitischer Glaubensrichtung besonders heilig. Unter der Herrschaft des gestürzten Machthabers Saddam Hussein war die Wallfahrt nach Kerbala verboten. Nach Einschätzung von Korrespondenten vor Ort werden in Kerbala anti-amerikanische Demonstrationen nicht ausgeschlossen.