US-Präsident George W. Bush hat Antworten zu den Vorwürfen gefordert, der neu gewählte iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad sei ein Anführer bei der Besetzung der US-Botschaft in Teheran im Jahr 1979 gewesen. Zwei der damals festgehaltenen US-Amerikaner hatten am Donnerstag in Interviews erklärt, sie hätten den Ultra-Konservativen ohne Zweifel wiedererkannt. "Ich habe keine Informationen. Aber offensichtlich wirft seine Verwicklung viele Fragen auf", sagte Bush. Er äußerte sich zuversichtlich, dass Antworten auf diese Fragen gefunden werden. Nach der islamischen Revolution im Iran 1979 hatten Extremisten in Teheran 444 Tage lang 52 US-Amerikaner in ihrer Gewalt. Der Vorfall führte zum Bruch der diplomatischen Beziehungen zwischen den Ländern.
"Er nannte uns Schweine und Hunde"
"Er war nicht sehr nett damals. Er nannte uns Schweine und Hunde", sagte Marine-Offizier Donald Sharer. Eine weitere ehemalige Geisel bestätigte dies: Menschen, die einem so etwas antäten, vergesse man nicht. Auch in der "Washington Times" bezeichneten frühere Geiseln den vor einer Woche gewählten Ahmadinedschad als früheren Extremisten. "Der neue Präsident des Iran ist ein Terrorist", sagte der pensionierte Oberst Charles Scott. "Als ich sein Bild in der Zeitung gesehen hatte, wusste ich sofort: Er war einer der zwei oder drei Anführer." Die Zeitung berichtete auch, Ahmadinedschad sei ein Gründungsmitglied der radikalen Studentengruppe gewesen, die die Stürmung organisiert habe.
Zwei Hauptverantwortliche des Geiseldramas dementierten die Berichte über die Vergangenheit Ahmadinedschads. "Ahmadinedschad war nicht dabei, als nach der Islamischen Revolution die US-Botschaft besetzt wurde", sagte Abbas Abdi, einer der damaligen Geiselnehmer. Die Ex-Geiseln, die die Vorwürfe erhoben hatten, verfügten über ein schlechtes Erinnerungsvermögen. Abdi gehört mittlerweile dem reformorientierten politischen Flügel an, den politischen Gegnern Ahmadinedschads. Auch das Büro Ahmadinedschads erklärte, dieser habe bei der Stürmung damals nicht geholfen.
Während des Wahlkampfes im Iran waren bereits Vorwürfe über angebliche Verbindungen Ahmadinedschads zu extremistischen Gruppen laut geworden. Oppositionelle sagten, er sei an grenzüberschreitenden Untergrundeinsätzen während des Iran-Irak-Kriegs von 1980 bis 1988 beteiligt gewesen. Die Anhänger Ahmadinedschads wiesen auch diese Vorwürfe zurück.
Bush sagte zudem, er habe mit dem britischen Premierminister Tony Blair und mit Bundeskanzler Gerhard Schröder über die Anstrengungen gesprochen, den Iran von seinem Atomprogramm abzubringen. Er werde auch mit dem französischen Präsidenten Jacques Chirac darüber sprechen. Die drei europäischen Länder führen derzeit im Namen der Europäischen Union (EU) die Atomverhandlungen mit dem Golfstaat.
Bush fordert "starke Botschaft" an Teheran
"Meine Botschaft lautet, dass es sehr wichtig für die drei EU-Länder ist, eine starke Botschaft an die neue Person zu schicken, dass die Welt einig ist und sagt, ihr solltet nicht die Fähigkeit erhalten, Uran anzureichern, das in eine Atomwaffe eingesetzt werden kann", sagte Bush. "In anderen Worten: Wir haben einen neuen Mann, der die Macht übernommen hat, und er muss eine konzentrierte Botschaft zu hören bekommen." Die USA werfen dem Iran vor, Atomwaffen bauen zu wollen. Die Regierung in Teheran hat dies stets zurückgewiesen.