Iran Britische Geiseln zur Schau gestellt

Das iranische Staatsfernsehen hat erstmals seit der Gefangennahme Videoaufnahmen einiger Soldaten ausgestrahlt. Darauf war auch Faye Turney, die einzige Frau unter den Gefangenen, zu sehen. Großbritannien befürchtet Folterungen der Soldaten.

Die britische Regierung hat die Ausstrahlung von Bildern der im Iran verschleppten Marinesoldaten im iranischen Staatsfernsehen scharf kritisiert. "Es ist völlig inakzeptabel, dass diese Bilder im Fernsehen gezeigt werden", sagte ein Sprecher des Außenministeriums in London, nachdem der arabisch-sprachige Fernsehkanal Al-Allam am Mittwoch erstmals Aufnahmen der vor fünf Tagen festgenommenen 15 Soldaten zeigte.

Die Regierung sei außerdem sehr besorgt um Faye Turney, die einzige Frau unter den Gefangenen. Sie hatte in dem Fernsehinterview gesagt, es sei "offensichtlich", dass sie und ihre Kollegen in iranische Hoheitsgewässer geraten seien. "Wir sind sehr besorgt darüber, unter welchen Umständen sie diese Angaben gemacht hat", sagte der Sprecher des Außenministeriums.

Die britische Regierung hat nach der Ausstrahlung von Fernsehbildern der im Iran festgehaltenen Soldaten die Sorge geäußert, die 14 Männer und eine Frau seien gefoltert worden. "Ich bin sehr besorgt über diese Bilder und jedes Anzeichen von Druck oder Folter", sagte Außenministerin Margaret Beckett am Mittwoch. Der iranische TV-Sender Al-Alam hatte zuvor Bilder gesendet, in denen sich die Soldatin Faye Turney für das Eindringen in iranisches Hoheitsgewässer entschuldigte.

"Sie waren sehr nett"

"Sie waren sehr nett, sehr gastfreundlich, sehr fürsorglich, nette Leute", sagte Turney in dem Interview mit dem Sender. "Es gab keine Aggression, keine Verletzung, keinen Schaden.2 Sie trug ein schwarzes Kopftuch und rauchte eine Zigarette. Auch einige der anderen Soldaten waren zu sehen. Sie sahen unversehrt aus. Allerdings war unklar, wann die Bilder aufgenommen wurden. Zudem wurde ein Brief Turneys an ihre Familie gezeigt, in dem sie ebenfalls das Eindringen in iranische Gewässer bedauerte. "Ich wünschte, wir hätten das nicht getan, dann wäre ich jetzt zuhause bei euch."

Die Regierung in London kündigte zuvor an, sich auf diplomatischer Ebene nur noch auf die Freilassung der Briten zu konzentrieren und alle anderen bilateralen Kontakte zu der Führung in Teheran abzubrechen. Die Soldaten wurden am Freitag festgenommen; die Regierung in Teheran wirft ihnen vor, unerlaubt in iranische Hoheitsgewässer eingedrungen zu sein. Großbritannien weist dies zurück. Die Marinesoldaten hätten sich auf irakischem Gebiet befunden.

Blair wünscht sich stärkeren Druck auf Iran

Der britische Premierminister Tony Blair rief vor dem Unterhaus zu stärkerem Druck auf den Iran auf. Satellitendaten belegten, dass die Festnahme illegal gewesen sei, bekräftigte Blair am Mittwoch. Es sei an der Zeit, "den internationalen und diplomatischen Druck" zu erhöhen. Die iranische Regierung müsse wissen, dass sie in dieser Angelegenheit völlig isoliert dastehe. Zuvor hatte Außenministerin Margaret Beckett bereits angekündigt, alle bilateralen Kontakte auszusetzen. Auch die USA erneuerten ihre Forderung nach einer bedingungslosen Freilassung der 15 Soldaten. Bundeskanzlerin und EU-Ratspräsidentin Angela Merkel nannte die Festnahme vor dem EU-Parlament nicht akzeptabel und sicherte die Unterstützung der Europäischen Union bei den Verhandlungen zu.

Das Londoner Verteidigungsministerium veröffentlichte Koordinaten aus Satellitenaufnahmen zur Unterstützung der britischen Position, dass die Soldaten in irakischem Gewässer gefangen genommen wurden. Blair erklärte, die Briten hätten in Selbstverteidigung schießen dürfen. Teheran bekräftigte hingegen, die Soldaten hätten sich in iranischem Gewässer aufgehalten. Aus Regierungskreisen verlautete erneut, bei der ersten Ermittlungsphase hätten mehrere der Festgenommenen zugegeben, auf iranischem Gebiet gewesen zu sein.

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DPA/Reuters