Im Iran, einem der ölreichsten Länder der Welt, ist seit Mittwoch das Benzin für Privatautos rationiert. Wie die Nachrichtenagentur ISNA am späten Dienstagabend unter Berufung auf das Erdölministerium berichtete, erhalten die Iraner ab sofort pro Auto und Monat nur noch 100 Liter Benzin zum staatlich festgelegten Preis von umgerechnet rund acht Eurocent pro Liter Normalbenzin beziehungsweise elf Cent für Super. Die Ankündigung führte in der Nacht in der Hauptstadt Teheran zu Protesten und einem Verkehrschaos, als Autofahrer versuchten, noch vor Inkrafttreten der Rationierung ihre Tanks zu füllen. Aufgebrachte Bürger, die beim Tanken zu kurz kamen, setzten eine Teheraner Tankstelle in Brand und riefen regierungsfeindliche Parolen. Hintergrund der Maßnahme sind die geringen Raffinerie-Kapazitäten der iranischen Ölindustrie.
Regierungsfeindliche Parolen
Vielfach äußerten die Autofahrer in der Nacht ihren Unmut über die Regierung von Präsident Mahmud Ahmadinedschad. Zu Unverständnis führte dabei vor allem die Tatsache, dass die Regierung eines der größten Erdöl exportierenden Länder zu solchen Maßnahmen greifen müsse.
Wie ISNA weiter berichtete, sei geplant, dass über die rationierte Menge hinaus Benzin künftig für das Drei- bis Vierfache des staatlichen Preises angeboten werden solle. Entschieden sei darüber jedoch noch nicht. Im Iran ist Treibstoff nur über die so genannte "Smart Card", einen staatlichen Benzinkupon, erhältlich, die die Regierung im Kampf gegen die Energieverschwendung eingeführt hatte.
Iran kann eigenen Energiebedarf nicht decken
Obwohl der Iran als führendes OPEC-Mitglied täglich rund 4,2 Millionen Barrel Rohöl fördert, muss das Land im Jahr bis zu sechs Milliarden Euro für den Import von Kraftstoffen ausgeben, da die iranischen Raffinerien den Eigenbedarf nicht decken können. Anfang des Monat war bereits das Benzin für Behördenfahrzeuge auf monatlich 300 Liter rationiert worden.