Diplomatische Beziehungen Iran und Saudi-Arabien wollen jahrelange Funkstille beenden

Der Iran und Saudi-Arabien wollen ihre diplomatischen Beziehungen wieder aufnehmen. Dazu vereinbarten die rivalisierenden Regionalmächte jetzt erste Schritte. China trat dabei als wichtiger Vermittler auf.

Der Iran und Saudi-Arabien haben nach jahrelangem Konflikt eine Wiederaufnahme ihrer diplomatischen Beziehungen vereinbart. Bei Gesprächen in China sei beschlossen worden, die Botschaften und Vertretungen der rivalisierenden Regionalmächte "binnen zwei Monaten wieder zu eröffnen", berichteten die staatliche iranische Nachrichtenagentur Irna und die saudi-arabische Nachrichtenagentur SPA am Freitag unter Berufung auf eine gemeinsame Erklärung. Hochrangige Regierungsvertreter hätten die entsprechende Übereinkunft unterzeichnet, heiß es weiter.

Laut Irna war der Sekretär des Obersten Nationalen Sicherheitsrats des Iran, Ali Schamchani, am Montag nach Peking gereist, "um in China intensive Verhandlungen mit seinem saudi-arabischen Amtskollegen zu führen, um die Differenzen zwischen Teheran und Ryad endlich beizulegen".

Iran und Saudi-Arabien unterhielten seit 2016 keine diplomatischen Beziehungen mehr

Das sunnitische Saudi-Arabien und der schiitische Iran hatten ihre Beziehungen vor sieben Jahren, im Januar 2016, abgebrochen, nachdem Demonstranten im Iran diplomatische Vertretungen Saudi-Arabiens angegriffen hatten. Zuvor hatte Riad den bekannten schiitischen Geistlichen Nimr al-Nimr hinrichten lassen. Im Jemen-Krieg unterstützt Saudi-Arabien die Regierungstruppen, während der Iran hinter den Huthi-Rebellen steht.

Im Dialog wollen Riad und Teheran nun ihre Differenzen beilegen, hieß es in der SPA-Mitteilung. Beide Länder ringen in der Region um politischen und militärischen Einfluss.

Bei einem Außenminister-Treffen soll zudem über einen Aufbau von Handelsbeziehungen und eine Zusammenarbeit in Sicherheitsfragen gesprochen werden. China hatte iranischen Medienberichten zufolge als Gastgeber der Unterzeichnung neben dem Oman und dem Irak als Vermittler eine wesentliche Rolle. Angesichts der politischen Isolation des Irans und internationaler Kritik hatte die Islamische Republik in den vergangenen Jahren in Asien nach neuen Partnern gesucht.

Der Iran und Saudi-Arabien sind beide vom Ölexport abhängig. Auch die Konkurrenz auf dem Energiemarkt hatte zur Rivalität beigetragen. Durch internationale Sanktionen im Rahmen seines umstrittenen Atomprogramms ist der Iran aber weitgehend vom Markt ausgeschlossen. Beobachtern zufolge könnte eine Normalisierung der Beziehungen der beiden Länder auch die Verhandlungen zur Wiederbelebung des Wiener Atomabkommens positiv beeinflussen. Seit fast einem Jahr liegen die Gespräche auf Eis.

Im vergangenen Jahr hatten sich beide Seiten auf diplomatischer Ebene vorsichtig wieder angenähert. Im Irak fanden mehrere Gesprächsrunden mit iranischen und saudischen Vertretern statt, die sich vor allem um Sicherheitsfragen drehten.

Der Iran und Saudi-Arabien hatten in der diplomatischen Eiszeit auch immer wieder über Pilgerreisen verhandelt. Für gläubige Muslime zählt die Wallfahrt zu den fünf Grundpflichten. Jeder fromme Muslim, der gesund ist und es sich leisten kann, sollte einmal im Leben nach Mekka in Saudi-Arabien pilgern.

AFP · DPA
anb